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Nach Johann Reichwaldt von Kämpfens Tode kündigten die Vormünder seiner unmündigen Erben nach Ablauf der zwei Jahre den Vergleich, sie wollten die Hofedienste wieder vermehren, ließen es aber „in Betrachtung der Unvollkommenheit solcher Gemeinde und daß sie sich nicht zu sehr, weil sie allen möglichen Fleiß anzuwenden sich erboten, beschweren dürfen, bei denen noch über den Vergleich jährlich versprochenen vier Tagen“ bewenden. – Der Vergleich wurde den 26. Januar 1663 abermals auf zwei Jahre abgeschlossen.

2. Commissarischer Receß von 1668.

Das gute Einvernehmen währte jedoch nicht lange. Bald entstanden zwischen Herrschaft und Unterthanen Zwistigkeiten, weil die letztern in Erfüllung der Hofedienste sich Nachlässigkeiten hatten zu Schulden kommen lassen und dem vorerwähnten Vergleiche nicht in allen Punkten nachgekommen waren, auch Ansprüche auf die Viehwege erhoben hatten. – Diese Streitigkeiten wurden den 23. Januar 1668 von einer aus den Herren von Tschirnhausen und von Eberhard bestehenden Commission dahin geschlichtet, daß es bei den Bestimmungen des Vergleichs von 1663 blieb und den Bauern zur Strafe aufgegeben wurde, künftigen Frühling ein Stück Land zu roden. Den Gärtnern wurde im Fall einer Widersetzlichkeit mit gänzlicher Entziehung ihres freien Tages, des Sonnabends, gedroht. Wegen der Viehwege kam es zu folgendem Bescheide:

„Weil dieser Gemeinde zu Berthelsdorf die Viehwege vor vielen Jahren, von früherer Herrschaft (wegen vielleicht einigen großen Verbrechens[1]) maßen sie selbsten die Ursache nicht wissen, oder ja nicht am Tag bringen wollen, benommen worden und solche schon so veralieniret und eingetheilet, daß selbige von jetziger Herrschaft abzutreten, unmöglich fallen wollen, dahero aber die Wege und Stege im Dorfe totaliter eingegangen, auch kein Gemeindehirtenhaus vorhanden und die Herrschaft des guten Erbittens, anstatt der Viehwege, das Holz von den Ihrigen zu diesen Gemeinbauen zu geben: Als sollen die Bauern verpflichtet sein, mit Zuziehung der Ober- und Niederklixischen Berthelsdorfischen Unterthanen, nicht allein das Holz anzuführen, die Gärtner und


  1. Wahrscheinlich in Folge des Aufruhrs von 1540. S. Cap. IV.
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Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/88&oldid=- (Version vom 1.8.2018)