Seite:Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs 261.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das allgemeine Geschrey des Unwillens, welches die katholischen Höfe, von den Jesuiten aufgereitzt, gegen Frankreichs Verbindungen mit den Feinden der Kirche erhuben, bewog endlich den Kardinal von Richelieu, für die Sicherstellung seiner Religion einen entscheidenden Schritt zu thun, und die katholische Welt zugleich von dem ernstlichen Religionseifer Frankreichs und von der eigennützigen Politik der geistlichen Reichsstände zu überführen. Ueberzeugt, daß die Absichten des Königs von Schweden, so wie seine eignen, nur auf die Demüthigung des Hauses Oesterreich gerichtet seyen, trug er kein Bedenken, den ligistischen Fürsten von Seiten Schwedens eine vollkommene Neutralität zu versprechen, so bald sie sich der Allianz mit dem Kaiser entschlagen und ihre Truppen zurückziehen würden. Welchen Entschluß nun die Fürsten faßten, so hatte Richelieu seinen Zweck erreicht. Durch ihre Trennung von der Oesterreichischen Partey wurde Ferdinand den vereinigten Waffen Frankreichs und Schwedens wehrlos bloßgestellt, und Gustav Adolph, von allen seinen übrigen Feinden in Deutschland befreyt, konnte seine ungetheilte Macht gegen die kaiserlichen Erbländer kehren. Unvermeidlich war dann der Fall des Oesterreichischen Hauses, und dieses letzte große Ziel aller Bestrebungen Richelieus ohne Nachtheil der Kirche errungen. Ungleich mißlicher hingegen war der Erfolg, wenn die Fürsten der Ligue auf ihrer Weigerung bestehn, und dem Oesterreichischen Bündniß noch fernerhin getreu bleiben sollten. Dann aber hatte Frankreich vor dem ganzen Europa seine katholische Gesinnung erwiesen, und

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. , Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_drey%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Kriegs_261.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)