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Städte den Rücken zu decken. Frankfurt war eine von den ersten Reichsstädten gewesen, die er schon von Sachsen aus zu seinem Empfang hatte vorbereiten lassen, und nun ließ er es von Offenbach aus durch neue Abgeordnete abermals auffordern, ihm den Durchzug zu gestatten und Besazung einzunehmen. Gerne wäre diese Reichsstadt mit der bedenklichen Wahl zwischen dem Könige von Schweden und dem Kaiser verschont geblieben; denn welche Partey sie auch ergriff, so hatte sie für ihre Privilegien und ihren Handel zu fürchten. Schwer konnte der Zorn des Kaisers auf sie fallen, wenn sie sich voreilig dem König von Schweden unterwarf, und dieser nicht mächtig genug bleiben sollte, seine Anhänger in Deutschland gegen den kaiserlichen Despotismus zu schüzen. Aber noch weit verderblicher für sie war der Unwille eines unwiderstehlichen Siegers, der mit einer furchtbaren Armee schon gleichsam vor ihren Thoren stand, und sie auf Unkosten ihres ganzen Handels und Wohlstandes für ihre Widersezlichkeit züchtigen konnte. Umsonst führte sie durch ihre Abgeordneten zu ihrer Entschuldigung die Gefahren an, welche ihre Messen, ihre Privilegien, vielleicht ihre Reichsfreyheit selbst bedrohten, wenn sie durch Ergreifung der Schwedischen Partey den Zorn des Kaisers auf sich laden sollte. Gustav Adolph stellte sich verwundert, daß die Stadt Frankfurt in einer so äußerst wichtigen Sache, als die Freyheit des ganzen Deutschlandes und das Schicksal der protestantischen Kirche sey, von ihren Jahrmärkten spreche, und für zeitliche Vortheile die große Angelegenheit des Vaterlandes und ihres Gewissens hintan seze. Er habe, sezte er drohend hinzu, von der Insel Rügen an bis zu allen Festungen und Städten am Main den Schlüssel gefunden, und werde ihn auch zu der Stadt Frankfurt zu finden wissen. Das Beste Deutschlands und die Freyheit der protestantischen Kirche seyen allein der Zweck seiner gewaffneten Ankunft, und bey dem Bewußtseyn einer so gerechten Sache sey er schlechterdings nicht

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Friedrich Schiller: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. , Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_drey%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Kriegs_245.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)