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Die glorreiche Schlacht Gustav Adolphs bey Leipzig hatte in dem ganzen nachfolgenden Betragen dieses Monarchen, so wie in der Denkart seiner Feinde und Freunde, eine grosse Veränderung gewirkt. Er hatte sich jezt mit dem größten Heerführer seiner Zeit gemessen, er hatte die Kraft seiner Taktik und den Muth seiner Schweden an dem Kern der kaiserlichen Truppen, den geübtesten Europens, versucht, und in diesem Wettkampf überwunden. Von diesem Augenblick an schöpfte er eine feste Zuversicht zu sich selbst, und Zuversicht ist die Mutter großer Thaten. Hätte Alexanders Ungestümm nicht am Granikus gesiegt, nimmer hätte dieser Eroberer das Persische Reich zertrümmert. Man bemerkt fortan in allen Kriegs-Unternehmungen des Schwedischen Königs einen kühnern und sicherern Schritt, mehr Entschlossenheit auch in den mißlichsten Lagen, mehr trozige Verhöhnung der Gefahr, eine stolzere Sprache gegen seinen Feind, mehr Selbstgefühl gegen seine Bundsgenossen, und in seiner Milde selbst mehr die Herablassung des Gebieters. Seinem natürlichen Muth kam der andächtige Schwung seiner Einbildung zu Hülfe; gern verwechselte er seine Sache mit der Sache des Himmels, erblickte in Tillys Niederlage ein entscheidendes Urtheil Gottes zum Nachtheil seiner Gegner, in sich selbst aber ein Werkzeug der göttlichen Rache. Seine Krone, seinen vaterländischen Boden weit hinter sich, drang er jezt auf den Flügeln des Siegs in das Innere von Deutschland, das seit Jahrhunderten keinen auswärtigen Eroberer in seinem Schooße gesehen hatte. Der kriegerische Muth seiner Bewohner, die Wachsamkeit seiner zahlreichen Fürsten, der künstliche Zusammenhang seiner Staaten, die Menge seiner festen Schlösser, der Lauf seiner vielen Ströme, hatten schon seit undenklichen Zeiten die Ländersucht der Nachbarn in Schranken

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Friedrich Schiller: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. , Frankfurt und Leipzig 1792, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_drey%C3%9Figj%C3%A4hrigen_Kriegs_229.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)