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einen Hofkavalier als Pfleger, Christoph Baron von Ulm. Dieser Pfleger ließ nun ebenfalls in der Schloßkapelle die hl. Messe zelebrieren, selbst an Sonn- und Festtagen; ja an diesem Gottesdienste nahmen auch außer dem Pfleger, seiner Frau und Frl. Töchter oft an Sonntagen die zu Amt befohlenen Untertanen teil und versäumten so den Pfarrgottesdienst, worüber zwischen dem Herrn Stiftsdechant und Pfarrer Koller und dem Pfleger sich eine heftige Fehde entwickelte, die bis vor das Ordinariat kam, wo dem Herrn Pfleger gedroht wurde, bei weiterem Mißbrauch der gewährten Lizenz werde dieselbe inskünftig ganz entzogen werden. Als dann dieser Pfleger Christoph von Ulm gestorben war, setzte der Fürstabt für die Folge immer einen geistlichen Kemptischen Chorherrn nach Grönenbach als Pfleger mit dem Titel eines Propstes; als solche sind aufgeführt: L. J. Baron von Riedheim, Grabdenkmal in der Pfarrkirche; Ulrich Freiherr von Hornstein (hat den Leib des hl. Martyrers Pius eingesetzt); Adalbert von Falkenstein (hat den Kreuzpartikel gestiftet); Marianus Freiherr von Welden; Freiherr von Neuenstein, Propst; Baron von Zweyer, Propst, erlebte 1802 die Säkularisation. Daß während dieser Zeit von 1700 an bis 1802 die Schloßkapelle Verwendung fand, versteht sich wohl von selbst.

In dem Inventar, das 1802 und 1803 aufgenommen wurde vom Churbayrischen Aufhebungskommissär Abele, finden sich nachfolgende Gegenstände, die in der Schloßkapelle vorhanden waren und durch den Versteigerungskommissär Durocher am 16. und 17. August 1803 öffentlich versteigert wurden: „1. Altarblatt samt Altar, bestehend in einem hölzernen Kruzifix, 2 gelbblechenen Leuchtern, 2 Blumenstöcken, 2 Taferl, 6 Meßkissen, 5 Meßbücher – welches alles Herr Kaplan Diepolder hier um den Preis von 11 fl. einsteigerte; des weiteren 7 Malereien, 12 Betstühl, 1 zinnerner Weihwasserkessel, 1 alter Bank.“ Von 1803 ab wurde das Schloß – Eigentum des Fiskus – Sitz eines k. b. Landgerichtes, bis 1862 hausten die gefürchteten b. Landrichter mit Verwaltungs- und Justizgewalt ausgerüstet dorten – die Kapelle hatte keine Verwendung mehr – doch die Kapelle wurde, unglaublich aber wahr – der Pferdestall für den Amtsknecht. 1862 wanderte das k. Bezirksamt nach Memmingen und 1880 kam auch das Amtsgericht nach Memmingen. 1881 bis 1901 bestand dann im Grönenbacher Schloß eine graphisch photographische Anstalt unter Leitung des hessischen Hofphotographen W. Kronenberg mit Lehrzöglingen aus aller Herren Länder. Auch in dieser Periode blieb die Kapelle in ihrem desolaten, entweihtem Zustande. Erst als am 26. Okt. 1901 Herr Superior Ringeisen, Leiter der Anstalten Ursberg, das Schloß Grönenbach käuflich