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sich heutzutage noch vorfinden. Diese Vindelicier waren in sog. Clans d. i. Gauverbände abgegliedert, von denen drei Hauptstämme zu bemerken: die Estionen mit der Hauptstadt Campodunum (Kempten), die Likatier, das sind die Lechanwohner, und die Brigantier mit dem Hauptort Brigantium (Bregenz). Sie nährten sich größtenteils von Ackerbau; bauten sie doch wie heute noch thrazischen Weizen, das ist der Spelt oder die Vesen, mit Vorliebe; aber auch die Viehzucht war ein Hauptnährzweig, da schon in den ältesten Zeiten einen Hauptruhm ihr Käse ausmachten. Ein sicheres Zeichen der Keltenansiedlung ist jederzeit das Vorhandensein von sog. Hochäckern. Den Pflug kannten die Kelten schon sehr frühe, und da sie ihre Pflügeart so einrichteten, daß sie nicht wie bei uns die Beete wieder auseinanderteilten, sondern immer in der Mitte des Beetes zu ackern anfingen, entstand nach und nach die hügelige Bodenform, sog. Hochäcker. Ein zweites Erkennungszeichen sind die sog. „Erdgruben“, die sie sich schufen, um besonders in der rauhen Winterszeit Schutz gegen die Unbilden der Witterung zu haben. Inmitten dieser Gruben war eine Art Mastbaum senkrecht aufgestellt und fest eingerammt; an diesen Mastbaum waren angelehnt kleinere Baumstämme, eine Art Raven, die auf dem Grubenrande ihre Auflage hatten. Diese alle dem Mastbaum zustrebenden Seitenraven waren mit Reisig, Laub, dürrem Gras, Stroh und Erde eingedeckt. Doch auch die später eingewanderten Germanen bedienten sich ähnlich den Kelten solcher Erdgruben, so daß dieses Merkmal nicht absolute Sicherheit bieten kann; ein weiteres sicheres Anzeichen ehemaliger keltischer Besiedlung sind ihre Gräber, sog. prähistorische Gräber. Sie legten ihre Toten auf den Erdboden, gaben ihnen Waffen, Geräte und Speisen, bei Frauen auch Schmuckgegenstände bei, schütteten dann über die Leichen Erde und beschwerten selbe mit möglichst großen Steinen zum Schutze; dann kam eine Schichte Lehm oder Erde, dann wieder Steine, so daß oft über solchen Leichen große Hügel sich wölbten, die bis 40 Fuhren Steine enthalten und deshalb in späteren Zeiten sogar als Steinbrüche benützt wurden. Ein letztes Zeichen keltischer Siedelung sind sog. Refugien, Erdfestungen, welche sie zu ihrem Schutze anlegten; sie pflegten nämlich Berge und Hochflächen, die dreieckig aus zwei sich vereinigenden Schluchten emporragen und nur an der dritten Seite einen feindlichen Angriff zulassen, zu verschanzen und zu befestigen, indem sie diese Berge oder Hochplateaus an der dritten Seite von dem anstoßenden Gelände mit einem oder mehreren Gräben trennten, warfen dann Erdwälle auf und sicherten diese Wälle durch Dorngestrüpp oder Pallisadenzäune. Solche Erdburgen waren in unsern