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besitze, wie er selbst ihm gesagt habe, dass seines Wissens diese Papiere in Dänemark oder in Schweden und in München Kanonikus Hertel wahrscheinlich einen grossen Theil habe. »Dieser Hertel ist inzwischen gestorben, und was aus den Papieren geworden, ist unbekannt. Er soll auch die Liste der sämtlichen Illuminaten gehabt haben, die sich über 2400 Köpfe belaufen. Als ich im Winter 1828—29 in Stockholm auf einer militärischen Missionsreise war, sagte mir der alte Graf de la Gardie, mit dem ich gerade damals beim Kronprinzen zusammentraf, und der meinen Vater wohl gekannt zu haben scheint, es wäre in Schweden ein ansehnlicher Theil der Correspondenz, und ich glaube nicht zu irren, dass er mir damals sagte, der Vorfahr des jetzigen Königs sei ebenfalls Illuminat gewesen und in seinem Nachlass habe er die Papiere gesehen. Ich habe die Ehre, Ihnen dieses nur deswegen zu bemerken, weil es Ihnen vielleicht interessant sein könnte, dies zu erfahren.« — —


Diese letzte Nachricht veranlasste mich, in Stockholm persönlich nachzuforschen, ob sich daselbst noch Spuren aus jener Zeit vorfinden und alte Schriften irgendwo verborgen im Archive liegen. Es ist mir nicht gelungen, nur das geringste aufzufinden und bezweifle ich, dass andere Forscher glücklicher sein würden. — Jener ansehnliche Teil der Korrespondenz ist wohl, wie sicher angenommen werden kann, diejenige Dokumentensammlung, die jetzt im Archive der Freimaurerloge »zum Kompass« in Gotha bewahrt wird. Die Sache verhält sich so: Die Unterschrift Goethes, von der bereits Seite 356 berichtet ist, blieb in den Händen Bodes bis zu seinem Tode. Bodes Nachlass mit allen Illuminatenurkunden kam in den Besitz des Herzogs Ernst, des Beschützers Weishaupts. Als der Herzog 1804 starb, wanderte dessen illuminatischer und freimaurerischer Nachlass nach Schweden und wurde sieben Jahrzehnte daselbst im Archiv der Grossen Landesloge bewahrt. Weishaupts Aussage wird demnach sich auf diese Papiere beziehen, die nun wieder auf Veranlassung des letzten Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, gestorben 1893, nach Gotha zurückwanderten, wo sie im Logenarchiv ruhen.

Aus einem Briefe der Tochter Weishaupts, namens Charlotte, erfahren wir noch, dass Weishaupt aus erster Ehe fünf Töchter hatte, die jedoch sämtlich frühzeitig starben. Weiterhin, dass seine Freunde bemüht waren, ihn zum Professor an den Universitäten

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_401.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)