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anzugehen, es war vergebens. Der August kam heran und der Inhaftierte sass immer noch im Schottenstübl. Am 9. Aug. kam ein kurfürstliches Rescript heraus, das Massenhausen seiner Ratsstelle entsetzte und ihn zu weiteren fürstlichen Diensten für unfähig erklärte, welches ihm der Kurfürstliche Hofrat per Commission bedeuten zu lassen. Merkwürdigerweise lautete eine Order vom 13. Aug. mit dieser Eröffnung einzuhalten und in der Nacht vom 13. zum 14. Aug. fand sich Massenhausen so schlecht bewacht, dass er entwischen konnte und nicht wieder gefasst wurde. Es scheint fast gewiss, dass hier eine Absicht vorlag. Ein klares Vergehen konnte nicht nachgewiesen werden, die Rezepte waren geradezu lächerlicher Natur, entwischte Massenhausen aber, so blieb auf ihm alles odium angeblich verbrecherischer Rezepte für Giftmischung sitzen, und man brauchte namentlich diese Angst vor aqua tofana dringend, um einesteils den Kurfürsten, andernteils das Publikum in Illuminaten-Angst zu erhalten. Der Kurfürst wird das aqua tofana Rezept aus Schweineschmalz gewiss nicht erfahren haben, denn es heisst ausdrücklich in seinem Urteil vom 9. April, er habe sich die Akten vortragen lassen, also hat er sie nicht selbst gelesen, sondern erhielt nur Auszüge, wie er s. Zt. bei der Zwackhschen Angelegenheit selbst befohlen hatte. Es war daher sehr leicht die famose Herstellung dieses aqua tofanae ihm zu verschweigen. Massenhausen sass bereits Monate lang, seine Sehnsucht nach Freiheit war gewiss gross, blieb er nun in Unkenntnis darüber, dass sein Urteil eigentlich durch die Order vom 9. Aug. gesprochen war, seine Entlassung demnach bevorstand, und gab man ihm Gelegenheit zur Entweichung, so war sicher anzunehmen, dass er sie ergreifen würde. Daher die Contre-Order, die einem Frank nicht schwer werden konnte, zu erlangen. Die Clique, die hauptsächlich die Illuminaten-Verfolgung inszenierte, konnte nur den grössten Vorteil von Massenhausens Entweichung haben, von deren absichtlicher Zulassung der Kurfürst natürlich keine Ahnung hatte, denn sie wurde das Mittel ihn selbst durch Furcht zu fesseln. Er wird sicher über die gelungene Flucht sehr erzürnt gewesen sein, ein Befehl von ihm fordert auch strenge Untersuchung, ob die Wächter immer die Schlüssel gut bewahrt und an jenem Abend nicht etwa betrunken gewesen wären, aber der beabsichtigte Zweck wurde erreicht, wenn Massenhausen nur nicht wieder erwischt wurde. Es wurde deswegen auch erst am 17. August

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_328.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)