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der Orden sei gefährlich. Herr Dr. Heinrich Meissner bestätigte bei der Anfrage auch, ob er bei Durchsuchung des Archives vielleicht an irgend einer Stelle einen Hinweis auf den Illuminatenorden gefunden habe, dass das nicht der Fall gewesen wäre, da er sonst diese Spur unbedingt weiter verfolgt haben würde.

Also auch hier findet sich keine Erklärung.

Meissner weist jedoch nach, dass Herzberg den Gesandtschaftssekretär Ganz, welcher unter Schwarzenau in Regensburg beschäftigt wurde, an die Herzogin absandte, um sie von dem beabsichtigten Tausch, dessen Verhandlungen erst im Anfang des Jahres 1785 zu diplomatischen Verwickelungen führten, in Kenntnis zu setzen. Maria Anna schrieb am 16. Januar 1785 dann an Herzberg einen Brief, der von Reimann „Neuere Geschichte des Preussischen Staates“ S. 387, veröffentlicht worden ist und bietet ihre Hülfe an. Die Herzogin drängt zum stürmischen Vorgehen, Herzberg, der besonnene Staatsmann bleibt zurückhaltend, kalt überlegend. Infolgedessen (vergl. Meissner), da ihr diese Art nicht passte, sie Herzberg gegenüber nicht alles, was ihr Herz bewegte, in häufigen Briefen ausschütten konnte, nahm sie ihren unterbrochenen Briefwechsel mit Schwarzenau wieder auf, der ihr als der rechte Mann erschien. Nach einem kurzen Brief des vorerwähnten Ganz, der vom 7. Februar 1785 datiert ist und worin dieser der Herzogin die grösste Vorsicht anempfiehlt, beginnt Maria Anna bereits am andern Tage ihre Korrespondenz mit Schwarzenau. —

In diesem Briefe, den Meissner wörtlich angibt, findet sich ebenfalls nicht die Spur eines Hinweises auf den Illuminatenorden. Sollte jedoch dieselbe Frau, die eine schwärmerische Anhänglichkeit an Friedrich den Grossen bewies und von ihm alle Rettung erhoffte, eine solche bedeutungsvolle Warnung des Königs gegen den befreundeten Gesandten übergehen, auch sonst in keiner Weise diese später erwähnen? Unmöglich. — Es kann also in dem Briefe Herzbergs, wenn er jemals am 25. Januar 1785 geschrieben wurde, dann aber nur infolge des Anerbietens der Herzogin Hülfe zu leisten, von dem Illuminatenorden überhaupt nicht die Rede gewesen sein.

Bis jetzt ist eine Spur dieses Briefes noch nicht nachgewiesen, er gehört ins Reich der Legende, wie unzweifelhaft durch die Berichte des Freiherrn von Schwarzenau bewiesen wird. Da die Existenz, oder Nichtexistenz eines anklagenden Briefes die Gründe der Illuminatenverfolgung und die Anteilnahme

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)