Seite:Geschichte des Illuminaten-Ordens (Engel) 131.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Unterdessen fing Spartacus an in mich zu dringen, ich sollte nach Edessa (Frankfurt a. M.) eine rechte Force vom Orden legen. Ich stellte ihm vor, dass daselbst die Leute zu wenig Bedürfniss hatten, zu faul, zu wohllüstig, zu reich, zu republicanisch wären; aber da half nichts. Er erinnerte mich so oft, dass ich endlich alles versuchte. Ich fieng nach der Reihe mit 10 bis 12 Leuten an, deren keiner ganz eingeschlagen ist, und da nun diese Leute unter 500 treuen Untergebenen nicht eingeschlagen waren, und viel andere kleine zufällige Umstände machten dann, dass er anfieng, mich für einen höchstübereilten mittelmässigen Menschen zu halten. Er correspondirte hinter meinem Rücken mit meinen Untergebenen, Ich habe Briefe von ihm gelesen, darinn er mit denen Leuten, die ich aufgenommen, über mich, wie über einen Novizen raisonirte. Unter andern warf er nun sein Vertrauen auf Minos, der ein sehr ehrlicher, wozu ich ihn brauchte, nützlicher, übrigens aber sehr unkluger übereilter Mensch ist, der auf besondere Art behandelt, und sehr kurz gehalten seyn will. Da ich das merkte, liess ich mich nichts anfechten, machte ihm keine Vorwürfe, sondern arbeitete den Presbyter und Princeps aus und zwar nach folgenden Grundsätzen. Der kleine Priestergrad müsse die Direction in Scientificis haben, also legte ich dabey Spartaci Instruction der Provinzialen in Scientificis zu Grunde: bey dem Regenten hingegen, als welcher die politische Direction haben müsse, legte ich die erste Hälfte der Provinzial-Instruction unter. (Ich lasse jetzt alles für Sie, wie sie befohlen haben, abschreiben.) Nun kam es aber auf die Grundsätze an, welche man in diesen Graden lehren müsste, um im Systeme fortzurücken und da fiel mir folgendes ein: Man soll das Bedürfniss jedes Zeitalters überlegen.

Nun hat jetzt die Betrügerey der Pfaffen fast alle Menschen gegen die christliche Religion aufgebracht, aber zu eben der Zeit reisst wieder, wie es sehr gewöhnlich unter den Menschen ist, die immer an etwas sich hängen wollen, die ärgste Schwärmerey ein. Um nun auf beide Classen von Menschen zu würken, und sie zu vereinigen, müsse man eine Erklärung der christlichen Religion erfinden, die den Schwärmer zur Vernunft brächte, und den Freygeist bewöge, nicht das Kind mit dem Bade auszuschütten, diess zum Geheimniss der Freymaurerey machen, und auf unsere Zwecke anwenden. Von einer andern Seite haben wir es mit Fürsten zu thun. Indess der Despotismus

Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)