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34. Gegenwärtige Statuten werden dem, so noch keinen aufgenommen hat – – – mündlich, andern schriftlich publiciert. Bey Abwesenden leidet es eine Ausnahme. Jede nachkommende neue Verordnung wird in das in Handen habende Exemplar sogleich eingetragen.

Die dritte und bis zum Ausbruch der Ordensverfolgung bestehende Lesart der Satzung lautet wie folgt:

Allgemeine Ordens-Statuten.

Zur Beruhigung und Sicherheit sowohl angehender als wirklicher Mitglieder dieser Verbindung, und um allen ungegründeten Muthmassungen und ängstlichen Zweifeln vorzukommen; erkläret der Orden vor allem, dass er keine für den Staat, die Religion und gute Sitten nachtheilige Gesinnungen oder Handlungen zum Zweck habe, noch an denen Seinen begünstige. Seine ganze Bemühung gehet bloss allein dahin, den Menschen die Verbesserung ihres moralischen Charakters interessant und nothwendig zu machen; menschliche und gesellschaftliche Gesinnungen einzuflössen; boshafte Absichten zu hindern; der bedrängten und nothleidenden Tugend gegen das Unrechte beyzustehen, auf die Beförderung würdiger Personen zu denken, und noch meistens verborgene nützliche Kenntnisse allgemeiner zu machen.

Dieses ist der ungeschminkte Zweck des Ordens, weiter stehet selber auch für nichts. Sollten die Mitglieder hie und seiner Zeit etwas unerwartetes antreffen, so mögen sie sich dadurch überzeugen, dass man, wider den Gebrauch einiger andern Verbindungen, weniger verspreche und mehreres halte.

Ein Mitglied aber, welches durch Erwartung künftiger grosser Macht und Reichthums bewogen würde, in den Orden zu treten, möchte in demselben nicht das willkommenste seyn.

1. Da nun zur Erhaltung eines solchen Zwecks, wechselseitiger Beystand, gute Eintracht, und unzertrennliche Verbindlichkeit nothwendig ist, so haben dieselbe den Endzweck des Ordens nie ausser Augen zu lassen, sondern zu überlegen, dass alles, was sie für den Orden zu thun scheinen, im Grunde zur Beförderung ihres eigenen Wohls diene, und dass alle Mitglieder mit vereinten Kräften zu ihrer wechselseitigen Glückseligkeit arbeiten.

2. Daher müssen sie sich untereinander als treueste Freunde betrachten, allen Hass und Neid bey Seite setzen, ihre Herzen

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Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)