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katholisches Glaubensbekenntnis abzulegen, wonach ihm einzuschärfen, dass er in Zukunft bei Vermeidung anderweiten schweren Einsehens in dem religions- und theologischen Fache heimlich oder öffentlich zu schreiben, sich um so weniger unterfangen solle, als er weder den Beruf, noch aus Mangel der erforderlichen Wissenschaft und Prudenz die geringste Anlage dafür habe“, – „wie denn auch heute dem Hofkriegsratsdirektorio der Auftrag beschehen ist, erwähnten Secretarium Zaubser mit der Kanzleiarbeit so weit zu beschäftigten, damit ihm zu theologischen und anderen ausschweifenden Schreibereien keine Zeit übrig bleibe“. So geschehen München, am 11. Oktober 1780.

Um diese Zeit war es, wo ein geheimer, anfangs nur in engem Kreise tätiger Orden, durch weltliche und geistliche Mitglieder von einflussreicher Stellung verstärkt, zu einer öffentlichen Macht angewachsen, begann, stark genug, wie man wähnte, dem Heere der Priester und Mönche mit ihrem gesamten Anhang die Spitze zu bieten und einer energischen Aufklärung allen Finsterlingen zum Trotz zu einem vollständigen Siege zu verhelfen. Ich meine den Geheimbund der Illuminaten, der auch nach seinem Sturze noch Jahre lang die Geister in und ausserhalb Bayerns teils in Liebe, teils in Hass beschäftigte und selbst in der Literatur der Gegenwart die widersprechendsten Urteile über sich ergehen lassen musste.

Nicht minder als Geist und Tendenz des Ordens gehen die Ansichten über den Stifter Adam Weishaupt auseinander. Von den einen als ein begeisterter Apostel der Aufklärung und Humanität gefeiert, gilt er den anderen als Heuchler und Bösewicht. Wir wollen versuchen, ihn an der Hand der Geschichte, zunächst seiner eigenen Geschichte, kennen und würdigen zu lernen.“

Soweit Kluckhohn. Wir ahnen aus diesen Worten bereits, dass der Hauptquell der Verfolgungen auf kirchlicher Seite zu suchen sein dürfte, welche sich der Staatsmacht bediente, und wir werden den roten Faden gefunden haben, an dem sich Ereignis an Ereignis reihen lässt, wenn wir dem Entwicklungsgang vorgreifend zwei Briefe des Papstes Pius VI. an den Bischof von Freising veröffentlichen. Die Originale, lateinisch geschrieben, liegen im Münchener Staatsarchiv und lauten in der Übersetzung[1]:


  1. Die beglaubigte Abschrift der lateinischen Briefe im Ordensarchiv zu Dresden.
Empfohlene Zitierweise:
Leopold Engel: Geschichte des Illuminaten-Ordens. Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1906, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Illuminaten-Ordens_(Engel)_012.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)