Kataloge der einzelnen Jahre zu Grunde gelegt, sondern die „Collectio in unum corpus“ von 1592; das letzte Jahr wird in diesem Buche weniger Berücksichtigung gefunden haben, und wenn auch der Herbstmeßkatalog dieses Jahres zur Ergänzung herbeigezogen ist, wie uns die Vorrede belehrt, so läßt doch sonst unmotivirte Herabsinken der Ziffer auf die Hälfte vermuten, daß hier die Quellen ungenau sind. Von da an steigt die Zuverlässigkeit der Unterlagen, zumal seit Herbstmesse 1598, wo der offizielle „Catalogus universalis“ erschien. Auch die Zuverlässigkeit der Arbeit im „Codex nundinarius“ nimmt seit 1593 zu, da fortan wirklich die Meßkataloge selbst, und zwar die verschiedenen Ausgaben einander kontrollierend, benutzt worden sind.
Schon ein flüchtiger Überblick ergibt recht interessante Beobachtungen. Man sieht, wie im Anfang des 17. Jahrhunderts genau bis zu dem Jahre, in welchem der Dreißigjährige Krieg ausbricht, eine kräftig entwickelte buchhändlerische Produktion mächtig ansteigt – zu einer Höhe, die selbst am Schlusse der Tabelle, im Jahre 1765, noch nicht wieder erreicht ist –, wie sie dann nach mancherlei Zuckungen im Jahre 1635 auf ein Minimum einschrumpft, dann unter manchen Schwankungen bis zum Jahre 1710 steigt, darauf, wohl infolge der damaligen Kriege, wieder abfällt und dann erst allmählich wieder sich zu heben beginnt. Deutlich ist auch der Einfluß der schlesischen Kriege, deutlich der des Siebenjährigen Krieges erkennbar. Nach dem Hubertusburger Frieden geht es fröhlich aufwärts. Leider bricht die Tabelle bereits mit dem Jahre 1765 ab; gern verfolgte man wenigstens, wie die nun folgenden Friedensjahre bis zu den Stürmen der Französischen Revolution sich darlegten: ich will die Hauptziffern angeben, im Jahre 1775 wird die Ziffer 2000 überschritten, im Jahre 1783 die Ziffer 3000, das Jahr 1790 gibt 3560 gedruckte Werke.
2) Die Beteiligung der Sprachen: der lateinischen, der deutschen und der lebenden.
Die drei untern Linien unserer Tafel geben die Sprachen an, in denen die aufgeführten Werke abgefaßt waren. Die gebrochene Linie (– – – – –) bezeichnet das Latein, die Linie Strich-Punkt (– · – · – ·) das Deutsche. Man sieht, wie gewaltig das Latein anfangs bis es seit dem Jahre 1680 mit dem Deutschen zu ringen beginnt, um seit 1692 diesem für immer den Vorrang abzutreten und fortan immer weiter herabzusteigen. Die unterste Linie, Strich-Kreuz (– + – + – + –), deutet die Summe der in fremden Sprachen abgefaßten Schriften an. Zu verschiedenen Zeiten haben verschiedene Sprachen prädominiert, am Ende des 16. und im Anfang des 17. Jahrhunderts das Italienische, beim Herannahen des Fridericianischen Zeitalters, seit circa 1735, das Französische, das 1762 nahezu den Umfang des Lateinischen erreicht. Im Jahre 1647 erschienen auch persische und türkische Schriften, zu andern Zeiten sporadisch auch arabische.
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 790. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_A.djvu/034&oldid=- (Version vom 1.8.2018)