Einen letzten Versuch am wiener Hofe machte der Rat am 30. September. Die frankfurter Buchhändler hatten abermals einen summarischen, jedoch gründlichen Bericht eingeschickt, dessen Wortlaut sich leider nicht bei den Akten befindet. Alexander Harttung hätte zwar seine ursprüngliche Eingabe im Namen sämtlicher Buchhändler eingereicht, die Einsichtnahme in seine Vollmacht habe aber ergeben, daß in fine nur von zehn Buchhändlern im eigenen und von zwei andern in anderer Namen unterschrieben gewesen sei. Nach Inhalt des Ratsschreibens hatte man sich namentlich darauf gestützt, „daß der Buchhandel im Reich fast zu Boden gesunken seye und derowegen restablirung bedörffe. Es bezeugen aber die Reichsnotorietät und insonderheit die Leipziger, Straßburger und Franckfurter Messen, daß der Buchhandel bey jetzigen Friedenszeiten in einem weit bessern Zustandt seye, weder er bey vorigen Kriegszeiten gewesen, ja daß er in solchem Flor stehe, daß jedermann von Büchern, was Ihnen beliebt, vmb einen billigen Preiß, wann er sie vmb baar geldt kaufen vnd nit Bücher gegen Bücher tauschen oder stechn will, wie sie Buchhändler unter sich im Brauch haben vnd solcher gestalt ihre meiste Handlung verrichten, bekommen kann“. Den etwa vorhandenen Übelständen sei durch den 1669 abgeschlossenen Vergleich abgeholfen worden. Obschon nun die Sache damit eigentlich abgethan gewesen wäre, so hätte doch die kleine Zahl der Anstifter die kaiserliche Kommission für Aufstellung einer Taxe zu kontinuieren gesucht. Aber Harttung und die Endter hätten kein Mittel vorschlagen können, auf welche Weise eine solche Taxordnung einzurichten sei; trotzdem hätte die Kommission in der letzten Herbstmesse die Buchhändler abermals zusammengefordert und inquietiert, eine Bemerkung für welche sich kein Beleg in den Akten findet. Nach wiederholter Bezugnahme auf die Eingabe der niederländischen, französischen und anderer Buchhändler fährt der Rat dann fort: „Gleichfalß ist leichtlich die Rechnung zu machen, daß die Schweitzer, Italiener, Dähnen, Schweden, Königliche Poln-Preußische Buchhändler sich hinkünftig von den beharrenden Kayserlichen Kommissionen nicht, noch viel weniger einer Anordnung eines allgemeinen Büchertaxes unterwerffen und Ihre Freyheiten dergestalten einschränken lassen, sondern in eventum auch lieber hiesige Messen quittiren werden. Nicht weniger ist zu besorgen, daß auch andere im Reich, vorab in Ober- und Niedersachsen gesessene Buchhändler mit dem vorhabenden Büchertax nit zufrieden
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 713. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_10.djvu/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)