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einhandle, mit Vorteil drucken lasse und verdinge und hernach mit Nutzen in der Geschwindigkeit an seine Korrespondenten verschicke, versteche, verkaufe und verhandle. Nun habe jeder, der guten natürlichen Verstand und die Mittel besitze, die Capacität, ein gutes Buch zu verlegen, und es bedürfe dazu keiner Lehrjahre oder des Dienens. Gar mancher würde sich dann abschrecken lassen, sich, besonders in spätern Jahren, in die Lehre zu begeben, „zumal da mancher verständige Mensch öfter bei einem dergleichen zum Meister geschlagenen Herrn dienen muß, der etwan seine Lehrzeit mit Collationiren, Inventiren, Einpacken, Ordiniren, Ladenkehren und wenn’s hoch kommt in die Bücher eintragen, seine Lehrjahre passirt, hingegen in den Arcanis lucrandi, die man gemeiniglich aus dem Handel selbsten mit Schaden lernen muß, wenig erfahren hat“. Die Bestimmung wegen der Buchhändlerssöhne anlangend, lehre die tägliche Erfahrung, daß Kinder bei ihren Eltern am wenigsten lernten und verständige Kaufleute dieselben nach Belieben anderswohin schickten.

Den Juden aber eine neue Ordnung zu machen, sei nicht nötig, weil ihnen der Buchhandel ohnehin verboten sei. (Über die Stichhaltigkeit dieser Behauptung vergl. Anmerkung 8.) Es wäre besser gewesen, denselben nicht durch Aufnahme wucherischer Gelder die Bücher in die Hände zu stecken, die sie dann heimlich ließen, und zwar besonders in Frankfurt.

Ausführlich läßt sich die Schrift über die „Skarteken“ – in der Bedeutung von Broschüren oder Kleinliteratur im Gegensatz zu großen, schweren Büchern – aus. Der Druck solcher bedeute keine Verderbung des Buchhandels, noch weniger des gemeinen Wesens. Es gebe gute und nützliche Skarteken, wie auch große Bücher, die gut oder schlecht seien. Wie man nun um der schlechten großen Bücher willen den Verlag der guten nicht unterlassen werde, so könne man auch um der geringen Skarteken willen die guten nicht ausmustern. Gerade durch solche Kompendien werde das Studium sehr befördert und viel Zeit erspart, die sonst zur Durchlesung großer Bücher gebraucht würde. Der Verkauf der großen Bücher werde durch die Skarteken befördert, weil durch solche Kompendien dieselben bekannter und dadurch ihrer Güte wegen verkäuflicher würden. Der hohe Preis der Skarteken treffe auch für große Bücher zu. Die alten Buchführer brauchten von ihrer alten Taxe nicht abzugehen, sondern wenn die Verkäufer von Skarteken ihre Preise

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 699. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_10.djvu/092&oldid=- (Version vom 1.8.2018)