aus den „köstlichen“ Werken den besten Kern herausgezogen und dadurch die kaiserlichen Privilegien expracticiert und solches Alles noch zu hohem Preise ästimiert. Wenn nun ein andrer ehrlicher Buchhändler die Nachfrage nach einer solchen Skarteke befriedigen solle, so sei er gezwungen, solchen Leuten seine Bücher nach altem Preise gegen deren nun gesteigerte Preise zu geben oder neue Tractate drucken zu lassen und ebenfalls so hoch anzusetzen. Daher komme es, daß gar viele von den alten und wertvollen Büchern nicht mehr abzusetzen seien. So hätten auch die Buchdrucker, Kupferstecher und Kunstführer im Gebrauch, sehr viel Jungen zu halten, welche, nachdem sie zwei, drei oder höchstens vier Jahre bei ihnen gewesen, alsbald anfingen, selbst Prinzipale zu werden und mit eben solcher Sudelei zu handeln, wie diejenigen, von denen sie solches erlernt, da doch den Buchhandel vom Fundament aus richtig zu erlernen wohl sieben, acht, ja neun Jahre nötig. Überdies sie es auch sonnenklar, daß „die meist ohnerfahrene Buchhändler aller orten herumb vagiren vnd neben deme, so etwa tauglich, das Land mit Scartequen, pasquillen vnd dergleichen hochschädlichen sachen anfüllen, welches Sie, als ohnerfahrene theils nicht zu unterscheiden wissen, vnd da Sie es Ja wüsten, ohne ehr vnd respect gleich wohl führen“. Dadurch schnitten sie den alten Handlungen das tägliche Brod ab, welches in Versehung der neuen Sachen bestehe, so daß nun auch diese sich nicht mehr mit teurem ausländischem Verlage versehen könnten; denn dieser bliebe zu Zeiten viele Jahre liegen. Weil außerdem bisher unterschiedliche Buchdrucker zwar große Werke zu drucken unternommen, aber das Kapital dazu nicht gehabt – „solche nicht zu verlegen vermocht“ –, so hätten sie das Geld bei andern auf unchristlichen Wucher aufnehmen müssen, wodurch ebenfalls die Bücher verteuert würden. Es sei sogar den Juden nachgesehen worden, sich auf diese Weise in den Buchhandel zu mischen, indem sie den Druckern Geld vorgestreckt und, weil diese dann die Zahlung nicht innehalten konnten, die Bücher an sich genommen und so verkauft hätten, daß nicht allein die Schuldner zu Grunde gingen, sondern auch andere Buchhändler Schaden litten. Daneben hätte auch „theils dieser Leute“ den Gebrauch, schlechtes Papier und schlechte Typen zu nehmen; daher rührten vornämlich die Klagen über einige ausländische Buchhändler, die ihre Bücher etwas teurer verkauften, weil sie auf gute Ausstattung sähen und ihre kostbaren Bücher nicht gegen „verstümpelte und unsaubere“
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 688. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_10.djvu/081&oldid=- (Version vom 1.8.2018)