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sie standen viel höhere Interessen auf dem Spiel, als ein paar Freiexemplare. Drangen die Bücherkommissare mit ihrem Ansinnen durch, so war überhaupt der lutherische Verlag vogelfrei, so war ihr Geschäft vernichtet. Hätten jene Männer sich das nicht selbst gesagt, so würde es ihnen in Frankfurt auch auf anderm, als amtlichem Wege klar geworden sein. Natürlich erregte die Sache in der ganzen Stadt großes Aufsehen, ja sie bildete tagelang das öffentliche Gespräch der Meßbesucher. Es war bis dahin noch nicht vorgekommen, daß zwei frankfurter Priester und Canonici im Namen des Kaisers in die Gewölbe der Buchgasse drangen, dort Kisten und Fässer sich öffnen ließen, Bücher nach Belieben herausgriffen und mit Beschlag belegten, und daß die Beamten des Rats ihnen hilfreiche Hand leisteten. Unheilvolle Gerüchte durchschwirrten die Luft, man sah im Hintergrunde – und wohl nicht mit Unrecht – die Jesuiten, man ängstigte und fürchtete sich um so mehr, als man nicht wußte, ob man nicht erst am Anfang derartiger Gewaltmaßregeln stünde. Nach einem gleichzeitigen Bericht des bekannten Vielschreibers Melchior Goldast (von Haiminsfeld) lag zu jener Zeit (im Herbst 1608) ein Mann im Karmeliterkloster „zur Herberge, der sich Johann Bürgig nannte und päpstlicher Fiskal sein wollte. Dieser, heißt es, habe einstmals über Tisch die kaiserliche Bücher-Kommission über die Inspektion der Buchgasse höchlich gerühmt und dabei gemeint, man solle nicht nachlassen, dieselbe von Messe zu Messe zu kontinuiren, bis man es recht in Schwang bringe und sich des nicht irren lassen, daß sich Etliche ungehorsam widersetzt hätten. Er wolle, von der päpstlichen Heiligkeit wegen hierzu deputiert, die Anstellung thun helfen, daß die Ungehorsamen noch wohl dazu gezwungen werden müßten. Und seien das eben die Wittenberger Buchführer. Wenn die sich verweigern würden, die begehrten Exemplare zu liefern, daß man denselben ihre Bücher und Waaren an den Orten, da es katholisch wäre, im Durchführen niederwerfend und anhalten solle, bis so lange sie der Kommission Gehorsam geleistet hätten.“

Kaum nach Hause zurückgekehrt, führten die sächsischen Buchhändler energische Beschwerde und ruhten nicht eher, als bis sie den ihnen gebührenden Sieg errungen hatten. Es sind noch sämtliche Akten über diese wichtige Angelegenheit vorhanden, welche deshalb eine ausführliche Darstellung verdient, weil hier nicht allein Privatpersonen klagend auftreten,

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 623. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_10.djvu/016&oldid=- (Version vom 1.8.2018)