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er nicht den deutschen Dialog gedruckt, „des Titel sei: Warumb nit nützlich gewest, das Herzog Johannes Friedrich Churfürst wider Kaiser Carolum gesiegen möge“, der vor 1 ½ Jahren erschienen; wer ihm dasselbe befohlen oder derowegen mit ihm unterhandelt, wer das Druckerlohn bezahlt, wer der Autor sei, wie viel Exemplare er gedruckt und wem er sie zugestellt habe? Warum er die Jahreszahl postponiert, des Autors und seinen, als des Druckers, Namen nicht dazu gesetzt habe? 5) Ob er nicht auch das Passional vom gefangenen Kurfürsten, in wessen Auftrag und in welches Autors Namen gedruckt habe? 6) Von wem das Spiel von der Zerstörung des Papsttums ausgegangen? 7) Ob er das schandbare und aufrührerische Pasquill, der Jägerteufel genannt, gedruckt oder ob er sonst wisse, wer und welcher Andere der Drucker und wer der Autor sei?

In dem ersten Verhör beantwortete der Angeschuldigte die obigen Fragen wie folgt: Ad 1. Er besitze seine Werkstatt seit drei Jahren, aber nur deutsche und keine lateinischen Schriften. Er habe meistens deutsche Lieder, aber auch von Schwenckfeld sechserlei gegen Illyricum gerichtete Skripta gedruckt, welche ihm dieser selbst zugeschickt. Der Titel erinnere er sich nicht; die Auflagen seien klein gewesen, etwa 300 bis 400 Exemplare stark. Vor 24 Jahren habe er bei Philipp Ulhart in Augsburg gelernt, vor 18 Jahren in Ulm bei Sebastian Franck gearbeitet und in jener Zeit verschiedene Schriften gedruckt, wie von der Sünde, von Adam und Christo und andere mehr, deren Namen ihm entfallen. Man könne die Büchlein noch bei Ulhart finden. Ein Prädikant, Bonifacius genannt, habe ihm solche Bücher gebracht. Ad 2. Andere Skribenten habe er nicht, die er druckte, oder die ihm Bestellungen gäben. Ad 3. Er wisse, wie ad 1 bemerkt, die Titel nicht mehr, aber die Schriften seien ihm zugebracht worden von einem Kürschnergesellen, Namens Abel Werner, dessen Vater Prädikant in Schleim (Schlesien?) gewesen sei. Dieser habe eine Postille, des Werners Postille genannt, in Pforzheim drucken lassen. Genannter Abel habe sich mit ihm, dem Angeklagten, um das Druckerlohn geeinigt, ihm das Papier zugetragen, ihn für das Werk bezahlt. Das böse Büchlein, so er gedruckt, sei ihm noch wohl wißlich; es heiße „Das christliche Bedenken“. In dieser Zeit sei Schwenckfeld beim Grafen von Pla (im Original nicht ausgeschrieben) gewesen. Derselbe habe ihm öfter, aber ohne Datum geschrieben und nie gemeldet,

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 565. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_09.djvu/044&oldid=- (Version vom 1.8.2018)