zum Opfer fiel, gelang es Plantin, sein Geschäft mit jedem Jahr sogar noch mehr auszudehnen und es bis zu seinem am 1. Juli 1589 erfolgten Tode zu einem der größten der damaligen Zeit zu erheben. Während der höchsten Blüte desselben beschäftigte Plantin 22 Pressen. Seine Verlagsartikel werden von Ruelens und de Backer auf 1030, von Rooses auf etwa 1500 angegeben, sodaß während der 35 Jahre von 1555 bis 1590 im Durchschnitt etwa 30, beziehungsweise 42 Bücher auf jedes Jahr kommen würden.
Zu diesem großartigen Erfolge trug wesentlich sein geregelter Verkehr mit allen Ländern Europas, namentlich Paris und Frankfurt, bei, dessen Messen er von 1558 an regelmäßig beschickte. Wenn er selbst nicht hinging, so unternahmen seine spätern Schwiegersöhne Johann Moretus oder Franz Raphelingen – Söhne hatte Plantin nicht – oder einer seiner Mitarbeiter die Reise dahin. Plantin pflegte die in Frankfurt gemachten Geschäfte, wie dies übrigens allgemein bräuchlich war, in besondere Bücher einzutragen. Das erste noch erhaltene derselben stammt aus dem Jahre 1579; von 1586 bis 1631 befindet sich die vollständige Sammlung derselben im Museum Plantin-Moretus in Antwerpen. Alles ist in diesen Registern auf Heller und Pfennig berechnet, sodaß man ein genaues und getreues Bild von den Einnahmen und Ausgaben des Meßbesuchs erhält.
Plantin und Moretus also, um hier ein paar Beispiele zu geben, reisten zur Fastenmesse 1566 nach Frankfurt. Jener nahm einen Wagen von Antwerpen nach Köln und bezahlte dafür 4 Gulden 10 Sous. Auf der Fahrt verausgabte er 3 Gulden. Von Köln bis Frankfurt fuhr er im Boot und entrichtete für seinen Platz und sonstige Ausgaben 5 Gulden 6 Sous. Jean Moretus ging zu Fuß bis Köln und gab auf der Reise 5 Gulden 15 Sous aus. Während der Messe brauchten sie im ganzen 11 Gulden und 2 Sous. Die Ladenmiete betrug 10 Gulden. Sie kehrten miteinander zu Wasser bis Köln zurück und bezahlten mit Einschluß aller Ausgaben 5 Gulden 14 Sous. Von Köln wanderten sie zu Fuß nach Maestricht und brauchten 1 Gulden 18 Sous. Von hier nach Antwerpen nahmen sie einen Wagen und verzehrten bis dahin 4 Gulden 17 Sous. Ihre gesamten Reisekosten beliefen sich also auf 57 Gulden 13 Sous. Hierzu kamen nun die Fracht für die Bücherfässer, der Zoll bei der Hin- und Herfahrt und die Trinkgelder der Arbeiter, sodaß sämtliche Kosten dieser Meßreise 131 Gulden 5¾ Sous betrugen. Im April 1567 fuhr
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_08.djvu/058&oldid=- (Version vom 1.8.2018)