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viele (nämlich Buchdrucker und Buchhändler) haben vnterm Schutz deß Privilegij den vnfleis zu marck geführet, vnndt hat doch an hohen taxt nichts gemangelt, darüber dann gnug geclagt, vndt mügen wol etzliche sein, so wüntzschen, es were nimmer ein guter bogn gedruckt, damit Ihr vnfleis nur vor Verstendigen nicht gescholten werde, da es doch der Drückereyen großer spot, daß soviel vornehmer Evangelischer Herren Theologen nutzbare scripta durch so elenden druck durch gantz Teutzschlandt außgestreuet worden sein, alß hette man nicht von Gott auch nicht soviel gnade, vndt gabe, so wol alß Papisten vndt Calvinisten (die Holländer), Vnsere Bücher mit einem guten druck zuziehren“.[1] Aber diese Erkenntnis brachte keine Einkehr in sich und keine Umkehr. Immer verwahrloster und erbärmlicher wurde im allgemeinen während des langen Kriegs die deutsche Buchausstattung, immer schlechter und brauner das Papier, immer liederlicher der Satz, immer verquetschter und unsauberer der Druck; höchstens wurde mit dem Blendwerk eines in Kupfer gestochenen Titels die Häßlichkeit der Gesammtausstattung zu verdecken gesucht. Die Kunst des Holzschnitts war völlig in Verfall geraten, wurde kaum noch geübt; der Kupferstich trat für den Schmuck der Bücher an seine Stelle, man kann sagen, zum Glück. Noch während des Kriegs leistete er für die Buchausstattung Vorzügliches, verfiel aber dann im allgemeinen für diese ebenfalls dem Verhängnis. Denn mit dem Abschluß des großen Kriegs war die auf diesem Gebiete herrschende Gleichgültigkeit und Verwilderung noch keineswegs auf dem tiefsten Standpunkt angelangt: die Nachwirkungen desselben auf alle Verhältnisse des Lebens steigerten sie nur noch in verstärktem Maße bis in das 18. Jahrhundert hinein, und kläglich sind die Versuche, den Holländern Gleiches mit Gleichem zu vergelten, ihre Ausgaben gar mit ihren Firmen nachzudrucken, das Publikum damit täuschen zu wollen. Erbärmlich fallen die kindlichen Versuche aus, der nunmehr wuchernden schönwissenschaftlichen und Unterhaltungslitteratur, sowie der populär-historischen, durch Bilderschmuck einen erhöhten Reiz zu geben, oder, wie der Buchhändler Heybey in Leipzig 1695 sich auszudrücken beliebt, diesen beizugeben[2], „damit es desto beßer abgehen möchte, wie insgemein vor Romanen allerhand inventiones pflegten gemacht zu werden“.

Aber die Leistungsfähigkeit war noch nicht ganz verloren gegangen, das zeigen die während dieser Zeit der Verwilderung und Versumpfung


Fußnoten

  1. Daselbst VIII, 66–73.
  2. Daselbst VIII, 88.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_08.djvu/054&oldid=- (Version vom 1.8.2018)