Da übrigens die Brachfeldschen Kataloge mit den Portenbach-Lutzschen im Texte genau übereinstimmen, beide auch bei einem und demselben Drucker hergestellt sind[1], so darf man vielleicht an ein gemeinschaftliches Unternehmen denken und das um so mehr, als auch dieses Unternehmen nicht nur hiernach noch den Charakter eines rein privaten geschäftlichen Vertriebsmittels trägt, sondern Brachfeld selber noch diesen Zweck direkt auf dem Titel andeutet, indem er ausdrücklich von den verzeichneten Büchern sagt, „qui plerique apud Paulum Brachfeld Bibliopolam Francofurtensem, Lipsiae et Francofurti ad Viadrum venales habentur“. Der Katalog war also in aller Form mit zum Verteilen auf seinen Handelsreisen bestimmt.
Den ersten Anlauf aber, wirklich einen Katalog aller erschienenen Neuigkeiten herauszugeben, nahm zur Fastenmesse 1590 Peter Schmidt (Fabricius) in Frankfurt a. M. Er motiviert sein Unternehmen damit, daß „offtermal mancherley vnnd fürneme Bücher bißhero in Catalogis seind außgelassen worden, mehr auß wolbedachten muth, dan hinderlässigkeit derjenigen, so die Catalogos verlegt haben (dann dieweil dieselbigen, an end vnd orten, wohnen, da nicht allerley Bücher offentlich dörffen verkaufft werden, haben sie nicht vnbillich jren Nutzen vnn Reputation zu vorderst vnd ersten bedacht, wiewol die Buchtrucker vnd Buchhändler darvon großen schaden litten)“. Schmidt kann hier nur Augsburg im Auge haben, und er verspricht nun die Herausgabe solcher Kataloge, welche die Titel aller erschienenen Bücher, „es seyen groß oder klein, fürnem oder gering“, enthalten sollen. In ähnlicher Weise spricht sich auch Basse in der erwähnten „Epistola dedicatoria“ aus. Sehr viele nicht unbedeutende Bücher, sagt er, fehlten in den Katalogen – zunächst in den Willerschen, denn nach ihnen und für Willer ist die „Collectio in unum corpus“ bearbeitet –, weil sie entweder gar nicht nach Frankfurt gekommen oder durch Nachlässigkeit der Sammler nicht in die Kataloge aufgenommen worden seien – ein Übelstand übrigens, der dem Meßkatalog bekanntlich bis zu Ende seines Erscheinens vorgeworfen worden ist. Aber dennoch ist es bei dem einen Schmidtschen Meßkatalog geblieben; jedenfalls fehlte Schmidts, wie auch wohl dem Egenolphschen Unternehmen, welches letztere vielleicht an das seinige anzuknüpfen suchte, die Gunst der Buchhändler, die an die bisherigen Kataloge gewöhnt waren. Auch Schmidts Katalog dürfte übrigens an dem bei andern gerügten
Fußnoten
- ↑ Schwetschke a. a. O. S. XIV.
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 483. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_08.djvu/036&oldid=- (Version vom 1.8.2018)