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Staaten, wie Würtemberg oder Braunschweig, wandten sich, wenn sie eine ihnen unbequeme Schrift unterdrückt sehen wollten, später stets in erster Linie nach Frankfurt, denn wenn irgendwo, so wußten sie, daß man hier wegen der Messen ganzer Auflagen habhaft werden, also den beabsichtigten Zweck am leichtesten erreichen konnte.

Auch der berühmte kölner Verleger Franz Birckmann ist schon von 1516 an und später ein eifriger Besucher der frankfurter Büchermessen; ebenso versäumte sie Johann Froben aus Basel selten. Der Züricher Christoph Froschauer erwähnt die frankfurter Büchermessen zuerst 1522 und zuletzt 1551; er hat sie innerhalb dieser Zeit nur ausnahmsweise nicht besucht. Immer wichtiger werden sie als Erscheinungstermin der Neuigkeiten, je mehr der Jahrmarktsverkehr seitens der größern Verleger in den Hintergrund tritt. Manchmal soll die unerwartete und unvermutete Veröffentlichung überraschen oder die Neugier reizen, manchmal einer zu erwartenden Gegenschrift oder einer Konkurrenzausgabe gegenüber wenigstens eine Zeit lang das freie Feld sichern. „Die beiden Werke“, schreibt Erasmus am 11. Juni 1521 (nämlich die „Adagia“ und das Werk des Polydorus Vergilius über die Erfinder der Dinge), „werden auf meinen Antrieb von Froben gedruckt und zur nächsten frankfurter Messe unter günstigen Auspizien erscheinen“, und in seiner Verantwortung wegen Übertretung des Fastengebots entschuldigt sich Froschauer 1522 vor dem züricher Rate damit, daß er in den letzten Monaten unaufhörlich habe arbeiten lassen müssen, um die Epistel St. Pauli für die frankfurter Messe fertig zu stellen. „Jene (Schriften) sind fromm und gelehrt“, antwortet Zwingli dem Vadian am 31. März 1525, „allein die Presse mußte bis zur frankfurter Messe diese notwendigen Arbeiten fertig stellen.“ „Ich bitte also“, schreibt ähnlich Zasius am 9. Juli 1530[1], „diese zweite Ausgabe“ (der „Intellectuum juris“) „möglichst zu beschleunigen, damit sie zur frankfurter Messe erscheinen kann“, und ferner am 9. August 1530: „Diese und andere Werke werden zur nächsten frankfurter Fastenmesse erscheinen.“ „Das ganze Werk (Augustinus)“, meldet Erasmus am 27. März 1530, „wird zur frankfurter Herbstmesse fertig werden“, und fährt am 30. März 1530 fort, daß er zur Zeit der frankfurter Messen stets mit gelehrten Arbeiten überhäuft sei, weil dann bei Froben nicht weniger als sechs Pressen unablässig arbeiteten. Endlich vertröstet Erasmus am 13. April 1530 aus Freiburg den Johann Choler damit,


Fußnoten

  1. Archiv f. d. Geschichte d. deutschen Buchhandels. II, 59. 60.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_08.djvu/009&oldid=- (Version vom 1.8.2018)