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und Buchführer bei „ernstlicher eines erbarn Rats straff“ angewiesen, sich des Drucks und des Verkaufs „der Karlstädtischen, Ecolampadischen, Zwinglischen und irer anhänger büchlein zu enthalten“. Der Druck der Lutherschen Schriften dagegen wurde nur des Scheins wegen und nur so lange verboten, als die päpstlich-kaiserliche Politik noch einen Druck auf den Rat ausübte.

In Norddeutschland war Magdeburg der Luthersche Vorort und Ausgangspunkt für den östlichen Teil Niedersachsens geworden. Es entwickelte als solcher eine lebhafte Thätigkeit für die Verbreitung und Befestigung der Lehre Luthers, namentlich durch den Druck seiner und anderer reformatorischer Schriften in niederdeutscher Sprache. Außer zahlreichen Streitschriften erschienen hier die Lutherschen Auslegungen und Episteln, namentlich aber erwarb sich Magdeburg sehr bald einen hohen Ruf wegen seines Bibel- und Gesangbuchdrucks und behauptete denselben bis zu seiner Zerstörung (1631). Auch mit Dänemark standen die magdeburger Drucker und Buchführer lange Zeit in Verbindung (1529 bis 1562), ganz ebenso wie die Wittenberger. Namentlich beteiligte sich der Drucker Hans Walter seit 1530 an dem Verlage kleiner Schriften, welche Luther zur Zeit des augsburger Reichstags schrieb; er ließ sie ins Niederdeutsche übertragen und nur wenige Wochen nach dem Erscheinen der Originale verbreiten. Während der Flacianischen Streitigkeiten (1549 bis 1552) erschienen in Magdeburg weit über hundert Streitschriften, sodaß es auf Grund dieser umfangreichen Litteratur „unsers Herrgotts Kanzlei“ genannt wurde. Vielleicht gelingt es der neuen kritischen Gesamtausgabe der Lutherschen Werke, den vollen Anteil der Stadt auch an deren Verbreitung festzustellen. Bis jetzt ist das noch nicht versucht worden, zum Teil aber mag es sich auch gar nicht nachweisen lassen, da Krieg und Feuer dort wiederholt arg gewütet und die wichtigsten Spuren vielfach verwischt haben.

Noch schwerer ist das für jene Gegenden festzustellen, welche von der Reformation im Anfang ihres Auftretens erobert waren und später dem mächtigern Andrängen der alten Mächte wieder unterlagen. Das war z. B. im Nordwesten in Münster und im Südosten in ganz Österreich der Fall. Das verhältnismäßig unbedeutende Münsterland zunächst war bis zum Ausbruch der Wiedertäuferunruhen so gut wie lutherisch. Einige seiner bedeutendsten Söhne, wie z. B. Rottmann und Glandorf,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_07.djvu/025&oldid=- (Version vom 1.8.2018)