in Wittenberg hatte und daß er durch eifersüchtige Konkurrenten beim Kurfürsten angeschwärzt worden war. Übrigens kann er nicht ganz schuldlos gewesen sein, denn sonst hätte der so nachsichtig und milde denkende Luther ihm in der Folge seine Aufträge nicht ganz entzogen.
Von 1525 ab ist von Melchior Lotter, Vater und Sohn, in Wittenberg keine Spur mehr zu finden; wahrscheinlich ging auch der jüngere nach Leipzig zurück, wo sich das Geschäft noch bis Ende der dreißiger Jahre nachweisen läßt. Dagegen blieb Michael einstweilen noch in Wittenberg, wo er noch von 1525 bis 1528 druckte und auch noch von Luther Aufträge erhielt, bis er gleichfalls die Stadt verließ und zu Anfang 1529 in Magdeburg eine Druckerei errichtete, wo er 1554 starb.
Nunmehr kam ein anderes Verlagsgeschäft in Wittenberg zu Stande. Zu den Freunden Luthers gehörten der Goldschmied Christian Döring und der berühmte Maler Lukas Cranach. Ersterer besaß schon 1518 eine eigene Druckerei, und auch Cranach errichtete eine solche im Jahre 1524, die der vielseitige Künstler noch neben seiner Malerwerkstatt, seiner Apotheke, seinem Papier- und Buchhandel besorgte. Diesen beiden nun wurde der Verlag der Lutherschen Schriften gemeinsam übertragen. Nachdem sie trotz Luthers abermaliger Verwendung ein Anerbieten Lotters, den Druck für sie zu unternehmen, ausgeschlagen hatten, sahen sie sich nach einem andern Drucker um und fanden ihn in der Person des Hans Luft. Dieser war vermutlich ein Gehilfe Grunenbergs gewesen und hatte auch wahrscheinlich dessen Offizin übernommen, da des letztern Thätigkeit mit dem Jahre 1523 abschließt, während diejenige Lufts mit 1524 anfängt.
Nun begann diese neue Gesellschaft zu arbeiten, in welcher Hans Luft nur der von seinen Verlegern abhängige und von ihnen bezahlte Drucker ist. In Luthers Briefen aus den nächsten Jahren ist daher immer nur von Dörings und Lukas’ Offizin die Rede, während Lufts Name nie erwähnt wird, obgleich dieser ihn schon 1524 auf die Drucke setzte. Als im Jahre 1534 die erste Gesamtausgabe der Bibelübersetzung unternommen wurde, ging der ganze Verlag durch Kauf an eine andere Gesellschaft über, nur blieb Luft wie bisher der Drucker. Das neue Geschäft bestand aus den drei wittenberger Buchführern: Moritz Goltz, Christoph Schramm und Barthel Vogel, die vom Kurfürsten Johann Friedrich ein Privileg auf die Bibel erhielten, übrigens auch Melchior Lotter für
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_07.djvu/019&oldid=- (Version vom 1.8.2018)