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Wenn auch nicht in derselben Ausdehnung, so erfreuten sich doch alle Flugschriften Luthers selbst zu der Zeit, als er nur Lateinisch schrieb und höchstens Übersetzungen davon erschienen, einer so begeisterten Aufnahme und allseitigen Verbreitung, daß selbst die spätere deutsche Litteratur dieser Erscheinung nichts Ähnliches an die Seite zu stellen vermag. Zum Beweise dessen mögen hier noch die Flugschriften dienen, welche der Reformator 1518 herausgab. In der Reihenfolge kommt zunächst der „Sermo de poenitentia“ im ganzen in acht Auflagen, zuerst, wie alle aus diesem Jahre stammenden Lutherschen Druckwerke, von Hans Grunenberg in Wittenberg veröffentlicht, dann in Leipzig, Augsburg und Basel während der Jahre 1518 und 1519 nachgedruckt. Dann folgt der „Sermo de digna praeparatione cordis“ und die deutsche Übersetzung „Unterweisung, wie man sich würdig auf den Empfang des heiligen Abendmahls vorzubereiten habe“. Das Original erlebte 1518 und 1519 acht Auflagen in Wittenberg, Leipzig und Augsburg, die Übersetzung aber von 1518 bis 1520 dreizehn und zwar außer in dem Originalverlagsort Wittenberg, in Augsburg, Leipzig, Nürnberg, Basel und Halberstadt. Nicht weniger volkstümlich wurde die von Luther herausgegebene und eingeführte Schrift: „Ein Theologia teutsch“ (kurzweg „Die deutsche Theologie“). Im Jahre 1854 zählte Franz Pfeiffer 70 verschiedene Auflagen davon auf, und doch kannte er nicht alle bis 1520 erschienenen Ausgaben. Auch hier sind wieder Leipzig, Augsburg und Straßburg die Hauptnachdrucksorte. Von der im Juni 1518 verfaßten Streitschrift gegen Tetzel: „Eine Freiheit des Sermons päpstlichen Ablaß und Gnade belangend“ kamen zwischen 1518 und 1520 zehn Auflagen heraus, darunter acht Nachdrucke in Leipzig, Nürnberg und Augsburg, während die „Decem praecepta Wittenbergensi praedicata populo“ innerhalb derselben Zeit im Original fünf und in der Übersetzung sieben Auflagen erlebten. Auch hier sind wieder Leipzig, Augsburg und Basel die Nachdrucksorte. Neu ist, daß von diesem Büchlein 1520 in Prag auch eine Übersetzung ins Böhmische veranstaltet wurde. Die „Resolutiones disputationum de indulgentiarum virtute“ erlebten 1518 und 1519 fünf selbständige Auflagen und wurden von Johann Froben in die bereits erwähnte Sammlung der Lutherschen Schriften aufgenommen; sein Nachbar Adam Petri druckte sie schon 1520 nach. Von der „Auslegung des 109. Psalms“ kamen 1518 bis 1520 im ganzen sieben Auflagen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 413. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_07.djvu/009&oldid=- (Version vom 1.8.2018)