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jüngere Aldus, der schon mit zehn Jahren als Schriftsteller auftrat und auch eine Zeit lang an der Spitze der päpstlichen Druckerei stand, starb 1597. Mit ihm erlosch diese berühmte Familie von Druckerherren und Verlegern, welche wieder in dem letzten Träger eine bedeutende litterarische Thätigkeit entwickelt hatte.

Ein dem Aldus ebenbürtiger Geist und um die Förderung der Wissenschaft ebenso hoch verdienter Verleger ist der Deutsche Johannes Froben. Erasmus war der Freund beider Männer und bildete die Vermittelung zwischen ihnen. Froben hat mit seinem Zeitgenossen Aldus Manutius vieles gemein. Beide veranstalten nicht allein korrekte Ausgaben und schöne Drucke, sondern stellen auch ihren persönlichen Vorteil in zweite Linie, wenn es gilt, einen bedeutenden alten Schriftsteller der Nachwelt zu erhalten oder einen neuen erst einzuführen. Beide sahen sich schließlich für ihre Thätigkeit schlecht belohnt und starben trotz ihres unermüdlichen Fleißes in durchaus nicht glänzenden Verhältnissen. Denis nennt Froben den Aldus der Deutschen, Dorpius stellt ihn sogar über den Venezianer, welchem sich Froben selbst dagegen bescheiden unterordnet und welchem es gleichzuthun sein höchster Ehrgeiz ist. Die Lorbeern des Aldus und Johann Parvus lassen Froben nicht schlafen – es ist derselbe Buchhändler Parvus oder Johann Kleyn, Jean Petit, in Paris, welcher die Pressen von 16 Druckern beschäftigte – aber nicht aus Neid, sondern in dem Streben nach gleichen Leistungen, nach gleichem Ruhm. Aldus erfreut sich der Unterstützungen der italienischen Großen, wurzelt in einem damals gebildetern Volke, in einer Weltstadt und verfügt über die reichsten Mittel. Froben dagegen steht meist auf eigenen Füßen und hat einen beschränkten Kundenkreis. Aldus hat sich zum Signet oder Symbol einen Anker gewählt, um den sich ein Delphin windet, während in der Mitte, zu beiden Seiten des Ankers, geteilt der Name Aldus steht. Er will in diesem Symbol seiner Thätigkeit einerseits das schnelle rastlose Schaffen, andererseits zugleich die Zurückhaltung und reifliche Überlegung andeuten. Frobens Signet bildet eine Stange, auf deren Spitze eine Taube sitzt und über deren Kopf hinaus sich von unten her zwei Schlangen ringelnd emporheben. „Wenn die Fürsten nördlich von den Alpen“, sagt Erasmus, „Froben gerade so ermutigen wollten, wie Aldus, so würden ihm seine Schlangen nicht weniger nutzbringend sein, als diesem sein Delphin; Froben wird, indem er auf seinem Druckerzeichen die Unschuld der Taube

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_06.djvu/028&oldid=- (Version vom 1.8.2018)