länger gewartet hätte. Seine ständige Bitte aber an Amerbach ging dahin, er möge mit dem Neudruck langsam vorgehen, lieber die Werke Augustinus in der Zwischenzeit vollenden und ihn zu Kräften kommen lassen. Diese Bitte fruchtete aber bei den baseler Herren nichts. In der schweren Kriegszeit, die auch ihr Geschäft drückte, war es ihnen natürlich doppelt bequem, in Koberger den Mann zu haben, der ihre Pressen in ununterbrochener Thätigkeit erhalten mußte und ihnen selbst dadurch zugleich indirekt die Mittel für ihre sonstigen Unternehmungen lieferte. Ununterbrochen ging der Neudruck von statten, ununterbrochen gelangten Mahnungen über Mahnungen an Koberger, welche ihn die ganze Bitterkeit der eingegangenen Verbindlichkeiten fühlen ließen.
Wahrhaft rührend sind die Briefe Kobergers vom 12. August, 9. Oktober und 20. Dezember 1504; sie lassen seine verlegenheitsvolle geschäftliche Lage klar hervortreten und sind bezeichnend für die damalige politische Lage. Amerbach hatte sich wieder einmal wegen der ausbleibenden Geldsendungen beklagt. Koberger antwortete darauf: „Ich habe Euch vor acht Tagen geschrieben, daß Ihr jemand nach der frankfurter Messe schicken sollt, und habe mich zu derselbigen Zeit versehen, es sollte Messe zu Frankfurt worden sein. So sind die Kriegslewfft seit der Zeit noch heftiger worden, also daß ich mich versieh, daß ganz keine Messe zu Frankfurt werd und sonderlich niemand von hier aus dieser Stadt Nürnberg dahinkommen wird. Denn die Fürsten wollen nicht geleiten und ist ein jämmerlich Wesen in diesen Landen. Gott der Allmächtige wolle uns verleihen seinen göttlichen Frieden. Also daß Ihr niemand von mein wegen nach Frankfurt schicken dürft, wenn ich kann nicht dahin kommen, noch keinen Diener dahin senden. Auch kann ich keine Bücher dahinbringen, Geld Euch auszurichten in dieser frankfurter Messe ist mir wahrlich nicht möglich. Ich versieh mich nicht 1 Gulden aus dieser Messe. Ich bitte Euch, die Fässer bei Euch zu behalten, bis die Zeiten besser werden und sie nur gegen meine Anweisung abzusenden. Ich besorge aber, daß das Ding noch lang kein Ende nehmen wird. Etliche, so davon reden, sind der Meinung, es hab noch nicht recht angefangen. Der allmächtige Gott verleihe uns seinen göttlichen Frieden. Amen!“
Amerbach beschwerte sich kurz nach Empfang dieses Schreibens darüber, daß ihm der Diener Kobergers nur 300 Franken als Ertrag der lyoner Augustmesse gesandt habe, während letzterer ihm 600 Gulden anzuweisen
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/094&oldid=- (Version vom 1.8.2018)