Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 05.djvu/092

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nicht lange währen. Der Druck war nämlich noch nicht einmal beendet, geschweige denn das Buch ausgegeben, als Amerbach in mehrern Briefen an Koberger schrieb, daß man den Hugo nachzudrucken gedroht habe. Seine erste desfallsige Nachricht stammt aus dem Februar 1502. Von wem und von wo diese Drohungen ausgingen, verschweigt er, trotz Kobergers wiederholter besorgter Anfragen; vor der Hand wollte es Amerbach wohl mit diesem nicht verderben und begnügte sich mit dunkeln Andeutungen. Man braucht aber nicht weit zu suchen, um die Urheber zu finden. Es waren Amerbach und Petri selbst, welche Arbeit für ihre Pressen brauchten und sich einen neuen Auftrag von Koberger erpressen wollten. Abgesehen davon, daß sie nach dem oben geschilderten Komplot wohl die Männer waren, zu denen man sich der That versehen konnte, so deckten sie auch ihre Karten bald ganz offen auf. Zunächst teilten sie schon Kobergers Neffen Hans zu Anfang 1502 mit kluger Berechnung mit, daß sie den Hugo, die „Glossa ordinaria“ und die Werke des heiligen Augustin, wenn Anton Koberger damit einverstanden sei, auf gemeinschaftliche Rechnung herstellen und vertreiben wollten; zugleich aber erklärten sie sich bereit, mit ihm die Einzelheiten des Plans zu vereinbaren. Natürlich war diese Mitteilung nur darauf berechnet, den Verleger zu ködern, welcher, von seinem Neffen benachrichtigt, durch ein derartiges Conto-à-meta-Geschäft eher dem unbefugten Nachdruck des Hugo vorbeugen zu können hoffte und umgehend von den Baselern genaue Mitteilung ihrer Bedingungen verlangte. Die Verhandlungen schwebten während des ganzen Jahres 1502. Amerbach spielte jetzt, nachdem Koberger seine Bereitwilligkeit erklärt hatte, den Zögernden und that, als ob er zu alt und gebrechlich sei, um solch weitaussehende Unternehmungen in Angriff zu nehmen. Je länger er hinhielt, desto hitziger wurde Koberger. Dieser suchte am 24. Oktober 1502 die angeblichen Bedenken Amerbachs mit dem Vorschlage zu beseitigen, daß man ja vorläufig nur mit einer Presse anzufangen und erst dann energisch im Druck fortzufahren brauche, wenn Amerbach sich zu dem Werke wieder geschickt fühlen werde. Jetzt hatten die beiden baseler Druckerherren Koberger da, wo sie ihn haben wollten. Sie meldeten ihm, daß sie zur mündlichen Verabredung über die gemeinschaftlichen Pläne und den Neudruck des Hugo demnächst in Nürnberg eintreffen würden. „Das jr mit sampt meister Hanssen peter (Petri) her uff Nurmberg kommen wollt“, schreibt Koberger an Amerbach am 20. November 1502, „das

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/092&oldid=- (Version vom 1.8.2018)