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denn wenn jener schon die Absicht gehabt hätte, das Werk neu zu drucken, so sei es jedenfalls seine Pflicht gewesen, es ihm eine Zeit lang vorher anzuzeigen, damit auch er, Koberger, das Seine hätte zu Geld machen können. „Aber diese Treue“, schreibt er weiter, „hat er mir nicht bewiesen“. „Ich habe es längst von andern gehört, auch meine Diener hatten mir davon geschrieben, aber ich habe es nicht glauben wollen, bis ich Euern Brief erhalten habe. Ich habe auch längst gemerkt, daß er (Petri) mir den Nutzen und Gewinn an dem Werk nicht gegönnt hat, obwohl ihm dies auch zugute kommt; denn hätte ich das Werk nicht so teuer gehalten und wäre es gleich im Anfang in der Leute Hände gekommen, so hätte Meister Hans es nimmermehr mit Nutzen drucken mögen“. Koberger verschmäht es, sich an Petri zu rächen, was er durch Abbruch seiner Geschäftsverbindung mit ihm oder durch Vorenthaltung von Geldern sehr leicht gekonnt hätte. „Das wäre“, sagt Koberger, „ein rechtes Salz zu dem Wildpret, das ich um Gottes willen nicht thun, sondern ihm erbar freundlich gute Zahlung leisten will, als ein frommer Mann, der es Gott anbefiehlt, was er mir für Schaden zugefügt hat.“

Infolge dieses Neudrucks nun entschloß sich Koberger schnell, für die vorrätigen Exemplare seiner Ausgabe Absatz im Auslande zu suchen, ehe er dort eine Konkurrenz zu fürchten hatte. Das war ein weiterer und wohl der Hauptgrund, seinen Neffen Hans mit jenen 300 Exemplaren, wie schon erwähnt, nach Venedig abzuschicken.

Die Handlungsweise der baseler Gesellschaft war gegenüber dem ihr vertrauenden und ihre Pressen gewinnbringend beschäftigenden Geschäftsfreunde geradezu eine schmachvolle; sie wurde aber noch verächtlicher durch den Umstand, daß Amerbach that, als ob er dem ganzen Plane fern stehe. Nun aber druckten Amerbach und Petri gemeinschaftlich und entwarfen selbstredend auch gemeinschaftlich ihre Pläne. Jenem lag die Leitung des Ganzen und besonders des wissenschaftlichen Teils des Geschäfts ob, während dieser der eigentliche Drucker war und den technischen Teil leitete. Diese schnöde Schädigung Kobergers wurde später in ähnlicher, ja in noch heimtückischerer und schlimmerer Weise wiederholt.

Amerbach gilt allgemein als ein vollendeter Ehrenmann, dessen edeln Charakter, Uneigennützigkeit und Frömmigkeit Zeitgenossen und Nachwelt nicht müde werden in allen Tonarten zu preisen. Er selbst nennt sich einen frommen Katholiken, der nur die wahren, keuschen und göttlichen,

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/090&oldid=- (Version vom 1.8.2018)