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die Buchbinder sozusagen Schutzverwandte der Kirche und der Universitäten, genossen, als zum Gelehrtenstande gehörig, auch dessen Privilegien, wie sie in der Zeit der Renaissance häufig als Hofhandwerker vorkommen.

Glücklicherweise haben deutsche Buchbinder häufiger als die anderer Länder ihren vollen Namen oder doch Anfangsbuchstaben auf Arbeiten angegeben, mit denen sie sich sehen lassen konnten. So kommt es, daß während über die Meister, die für Maioli, Grolier, Diana von Poitiers u. s. w. gearbeitet haben, kaum eine Vermutung aufgestellt werden kann[1], für Deutschland eine nicht geringe Zahl von Namen aus älterer Zeit zur Verfügung steht: Heinrich Walram, Verfertiger eines gepreßten Lederbandes aus dem 17. Jahrhundert, im städtischen Archiv zu Köln[2]; Andreas Jäger in Augsburg, 15. Jahrhundert; Kaspar Ritter, von welchem die münchener Hofbibliothek sieben Bände in rotem, teilweis bemaltem Maroquin besitzt; Johann Hagmayer in Ulm, welcher seinen Namen z. B. auf einem geprägten Einband um 1480 auf zwei in regelmäßiger Verschlingung die Bordüre bildenden Bändern fortlaufend und in der Art angebracht hat, daß immer oben der Familien- und darunter der Vorname zu stehen kommt[3]; Hans Wagner zu Lauingen, Walter Fabricius und Lazarus Zetzner zu Köln, Reußenholz zu Straßburg. Eine größere Zahl von Künstlern, welche am sächsischen Hofe thätig und gelegentlich, wie alle „Hofehandwerker“, Gegenstand der Anfeindung der Zünftigen gewesen sind, macht Steche[4] namhaft; nach seinen Mitteilungen hatte Kurfürst August seine Hofbuchbinderei im eigenen Schlosse zu Dresden unterbringen lassen und besaß selbst eine Buchbinderlade nebst allem Zubehör, welche er gern benutzte. Als die Kurfürsten noch in Wittenberg residierten, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, war Theodor Krüger der vorzüglichste Buchbinder. Kurfürst August berief 1566 Jakob Krauße von Augsburg und 1578 Kaspar Meuser. In der Folge arbeiteten Jakob Weidlich und dessen Sohn Christoph, welcher vorher in Diensten des Herzogs Friedrich von Würtemberg gestanden hatte, Mathias Hauffe und Bastian Ebert aus Leipzig, Kaspar Krafft um 1597. Bei ihnen allen ist man, ihrer Stellung zufolge, berechtigt, eine hervorragendere Leistungsfähigkeit vorauszusetzen; weitere Namen anzuführen hätte keinen Zweck. Es wären eben nur Namen; die Leistungen ihrer Träger sind unbekannt.[5]

Geschmack und Gediegenheit in der Ausstattung des Buchs im allgemeinen


Fußnoten

  1. Die berühmten Gefäße von Oiron (Henri deux) sind in ganz ähnlicher Weise dekoriert, wie die Einbände Groliers, und, wie H. Macht nachgewiesen hat, mit Benutzung von Buchbinderstanzen entstanden; unter den Personen, welche aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Herstellung der Gefäße mitgewirkt haben, wird auch der Bibliothekar der Schloßherrin von Oiron, Jean Bernart, namhaft gemacht, leider aber nicht der Buchbinder. Vergl. Bucher, Die Faiencen von Oiron. Wien 1878.
  2. Abbild. Lempertz a. a. O. 1858. IV.
  3. Abbild. Lempertz a. a. O. 1857. V.
  4. A. a. O. S. 27–33.
  5. Aus der reichhaltigen Litteratur über Buchbindekunst können außer den bereits citierten Werken noch erwähnt werden:
    Fritsch, Tractatus de typographis, bibliopolis, chartariis et bibliopegis. Jena 1675. Dasselbe deutsch, Regensburg 1750. – La Caille, Hist. de l’imprimerie et de librairie. Paris 1689. – Baumgarten, Nachrichten von einer Hallischen Bibliothek, und: Nachrichten von merkwürdigen Büchern. Halle 1748–1758. – Dudin, L’art du relieur doreur de livres. Paris 1772. – Beyschlag, Beiträge zur Kunstgeschichte von Nördlingen. Nördlingen 1798–1800. – Dibdin, Bibliotheca Spenceriana. London 1814–1815. – Ders., A bibliographical etc. tour in France and Germany. London 1821. – Ebert, Geschichte und Beschreibung der K. Bibliothek zu Dresden. Leipzig 1822. – Peignot. Essai hist. et archéol. sur la reliure des livres et sur l’état de la librairie chez les Anciens. Dijon 1834. – J. A. Arnett (G. Hannett), Bibliopegia or the art of bookbinding. London 1835. – Ders., An inquiry on the nature and form of the books of the ancients with a history of the art of bookbinding. London 1837. – Shaw, Encyclopaedia of ornament. London 1842. – Cahier et Martin, Mélanges d’archéologie. Paris 1847–1856. – Cahier, Nouveaux mélanges d’archéologie. Paris 1877. – Lacroix et Seré, Le moyen-âge et la renaissance. Paris 1848–1851. – Lacroix et Seré. Le livre d’or des métiers. Paris 1850–1854. – Petzholdt, Urkundl. Nachrichten zur Gesch. der sächsischen Bibliotheken. Dresden 1855. – Lacroix (le Bibliophile Jacob), Curiosités de l’histoire des arts. Paris 1858. – J. et L. Techener, Histoire de la bibliophilie. Reliures etc. Paris 1861–1864. – Waring, Masterpieces of industr. art at the internat. exhibition. London 1863. – Labarte, Hist. des arts industr. Paris 1864–1866; 2. Ausg. Ebd. 1872 fg. – Fournier, L’art de la reliure en France aux derniers siècles. Paris 1866. – Die byzantinischen Buchdeckel der St. Marcus-Bibliothek in Venedig. Wien 1867. – Valentinelli, Di alcuni legature antiche di codici della Marciana di Venezia. (Atti dell’ Istituto veneto di scienze ecc.) Venedig 1867. – Brade, Illustr. Buchbinderbuch. 2. Aufl. von J. R. Herzog. Leipzig 1868. – Lacroix, Les arts au moyen-âge et à l’époque de la renaissance. Paris 1869. – Julien, Album de reliures artist. et hist. Paris 1869–1872. – Brunet, Études sur la reliure des livres. Bordeaux 1873. – Bucheinbände aus der kunstgewerbl. Ausstellung in Prag 1876. – Tooke, History of the art of bookbinding. (Art Journal.) London 1876. – La relieure ancienne et moderne; planches, introduction par G. Brunet. Paris 1878. – Michel, Essai sur la décoration extér. des livres. Paris 1878. – Zähnsdorf, The art of bookbinding. London 1880. – Wheatley, Bookbinding, considered as a fine art, mechanical art and manufacture. London 1880. – Blanc, La reliure. (Gazette des Beaux-Arts. 1880, Oktbr., Novbr.) – Bauer, Handbuch der Buchbinderei. Weimar 1881. – Stockbauer, Abbildungen von Mustereinbänden. Leipzig 1881. – Michel, La reliure française commerc. et industr. Paris 1881.

    Ferner die offiziellen Berichte über die Industrieausstellungen seit 1851, die Zeitschriften: Art pour tous, Das Kunsthandwerk, Kunst und Gewerbe etc.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_04.djvu/040&oldid=- (Version vom 1.8.2018)