Blätter, die primitivste Art der Pappenbereitung. Durch Überziehen eines solchen Deckels mit Schweins- oder Ziegenleder erhielt man einen dauerhaften, biegsamen und nicht schwerfälligen Einband, und besonders in Spanien hat sich diese Methode lange erhalten.
Im spätern Mittelalter wandte sich die Ornamentation dem Leder zu und zwar in zwei Hauptrichtungen. Der Lederüberzug des Deckels wurde gepreßt, geprägt, geschnitten, getrieben, mit Gold und Farben (namentlich schwarz und rot auf weißem Grunde) bedruckt, oder dieser Überzug wurde aus verschiedenfarbigen Lederstücken musivisch zusammengesetzt.
Das Pressen oder Prägen geschah mittels metallener Stempel, Stanzen, Matrizen, das Bild, figürlich oder ornamental, wurde entweder vertieft oder, durch Niederdrücken des Grundes, erhaben hergestellt. So sehen wir Heiligenfiguren, christliche Symbole, in der Renaissancezeit Allegorien, Helden und Heldinnen des Altertums u. dgl. m. dargestellt, umgeben von Leisten oder Friesen mit fortlaufendem Ornament, welches mit einer gravierten Rolle aufgepreßt worden ist, oder von einzelnen Ornamentmotiven aus der Tier- oder Pflanzenwelt, auch heraldischen Emblemen, die gewöhnlich versetzt, d. h. in dieser Anordnung , erscheinen, oder endlich inmitten einer architektonischen Umrahmung, die sich nicht selten zu förmlichen Tempelfassaden u. dgl. entwickelt.
Mitunter ist den Umrissen, welche durch das Pressen allein nicht immer in genügender Schärfe herauskamen, durch Schneiden nachgeholfen worden, wie an einem Bande aus dem 15. Jahrhundert in der Lempertzschen Sammlung, jetzt im Besitz des Deutschen Buchhändlervereins; in andern Fällen ist aber die Arbeit des Lederschnitts, welche, maurisch-spanischer Herkunft, häufiger bei Sesselbezügen, Futteralen, Pulverhörnern u. s. w. zur Anwendung gekommen ist, vollständig durchgeführt. Bei dieser ist die Oberfläche des Leders im Gegensatz zur Pressung mit Messern, Meißeln und Punzen bearbeitet, seltener, wenn es sich um hohes Relief handelte, von der Rückseite her wie Metall getrieben.
Für die Pressung mit Gold, Schwarz oder Rot, beziehungsweise mehrern Farben nebeneinander, sind sowohl Rollen als Stanzen benutzt worden, welche beiden durch die, angeblich von Pierre Gaillard in Paris (um 1600 bis 1615) erfundenen Fileten, die halbmondförmigen Stempel, verdrängt wurden. Diese letztern gewährten der Phantasie des ausführenden
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_04.djvu/034&oldid=- (Version vom 1.8.2018)