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Pergamentmachers[1]; da man aber auch Altarbehänge und ähnliches aus mit Modeln bedrucktem Pergament herstellte, so kann jene Erwähnung noch nicht als vollgültiger Beweis dafür angenommen werden, daß jener Jan von Antwerpen ein eigentlicher Bilddrucker gewesen sei. Dagegen zählt die Lukasgilde zu Antwerpen im Jahre 1442 Drucker als Mitglieder, und in Verhandlungen, welche 1452 in Löwen zwischen den Vertretern der dortigen Holzarbeiterzünfte und dem Formschneider (printsnydere) Jan van den Berghe wegen des Eintritts des letztern in die Schreinerzunft stattfanden, ergibt sich aus den Reden beider Parteien, daß seine Beschäftigung das Schneiden von printen van letteren ende beelden – Schrift- und Bildformen – gewesen ist. Er weigert sich, in das Handwerk einzutreten, weil seine Arbeit een sunderlinghe const – eine eigene Kunst – sei, während die Handwerker sich darauf berufen, daß er ja doch Holz mit Hobel und anderm Handwerkszeug bearbeitete.[2] In Nürnberg wird 1428 ein Fromschneider H. Pömer, 1441 ein Kartenmaler Michel Winterpeck und 1445 ein Kartenmaler Hans Paur erwähnt; der letztere Name findet sich auf Reiberdrucken in der Bibliothek zu Stuttgart und in der Kupferstichsammmlung zu München, sodaß er auch Formschneider gewesen zu sein scheint.

Den Ruhm, in dem heiligen Christoph mit der Jahreszahl 1423 den ältesten datierten Holzschnitt zu besitzen, behauptet noch immer die Spencersche Bibliothek in Althorp Park (Northampton), obwohl in neuerer Zeit Konkurrenten aufgetaucht sind. Das Blatt wurde 1769 von dem Kunstforscher K. H. von Heinecken entdeckt, eingeklebt in den Einband eines um 1417 geschriebenen Buchs, „Laus virginis“, in dem Kloster Buxheim bei Memmingen.

Es darf als bekannt vorausgesetzt werden, daß die jetzige Technik des Holzschnitts erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts aufgenommen ist. Bis dahin bediente man sich einer parallel dem Fasernlaufe zugeschnittenen Platte von hartem, namentlich Birnbaumholz, als Material, und als Werkzeug eines Messers mit starker, kurzer, zugespitzter Klinge, mit welchem der Künstler, die Hand in der Richtung gegen den eigenen Körper bewegend, die Fasern durchschneiden konnte; während die von Thomas Bewick (1753 bis 1828) eingeführte Verwendung des senkrecht auf die Faser geschnittenen Hirnholzes das Eingraben oder Herausmeißeln vermittelst eines Stichels mit sich gebracht hat.


Fußnoten

  1. Léon de Burbure, Sur l’ancienneté de l’art typographique en Belgique. (Bulletin de l’Académie de Belgique. VIII.)
  2. Van Even, L’ancienne école de Louvain. Bruxelles 1870.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_04.djvu/021&oldid=- (Version vom 1.8.2018)