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und Bilder derartig in eine Holzplatte zu schneiden, daß sie höher als der Grund stehen blieben und, mit Farbe bestrichen, auf Papier abgedruckt werden konnten, ist noch nicht endgültig beantwortet worden, da die Angaben einheimischer Schriftsteller zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert schwanken. Dagegen ist die bisher nur als Vermutung ausgesprochene Ansicht, daß der Zeugdruck vermittelst der Model bereits den alten Völkern bekannt gewesen sein möge, durch die Auffindung eines auf solche Weise ornamentierten Leinwandstückchens in einem ägyptischen Grabfelde bestätigt worden.[1] Ein Stück Baumwollenstoff mit der aufgedruckten Darstellung des Ganymed besitzt das berliner Kunstgewerbe-Museum; die Zeichnung ist schwarz, rot und golden, das in Pulverform aufgestäubte Gold haftet auf einem bräunlichen Klebestoff; stilistische Verwandtschaft mit den aus dem Funde von Nagy-Szent-Miklos (im Banat) herrührenden sogenannten sassanidischen Gefäßen im wiener Münz- und Antikenkabinet hat diesen Zeugdruck ebenfalls als sassanidisch bezeichnen und in das 6. bis 7. Jahrhundert setzen lassen.[2] Aus späterer Zeit finden sich bedruckte Stoffe an liturgischen Gewändern nicht selten. Ein italienischer Künstler zu Anfang des 15. Jahrhunderts, Cennino Cennini[3], beschreibt das Verfahren hierbei so, daß die mit Farbe bestrichenen Model auf den in einen Rahmen gespannten Stoff gesetzt und durch Reiben mit einem hölzernen Schilde oder Schildchen (also wohl einer runden Platte mit einer Handhabe) auf der Unterseite des Stoffs ein Gegendruck hergestellt wurde. Und Fr. Lippmann[4] glaubt, daß die früheste Art des Bilddrucks auf Pergament oder Papier insofern mit jenem Verfahren übereingestimmt habe, als die Druckform auf die zu bedruckende Fläche aufgesetzt und aufgedrückt worden sei, sonach der sogenannte Reiberdruck bereits eine zweite Entwickelungsstufe bezeichne. Es wird nämlich gewöhnlich angenommen, daß vor Erfindung der Buchdruckerpresse alle Abdrücke von Bildformen durch Auflegen des angefeuchteten Papiers auf die Form und Bearbeiten der Rückseite desselben mit dem Reiber, einem mit Kuhhaaren ausgestopften Lederballen, bewerkstelligt worden seien. Dergleichen Abdrücke sind daran kenntlich, daß die Linien der Form sich in das Papier förmlich eingedrückt haben und daher auf der Rückseite des Papiers ein wenig hervortreten, welche außerdem durch das Reiben merklich geglättet ist. Lippmann weist aber nach, daß nicht wenigen ganz frühen Holzschnitten eben jene beiden Kennzeichen


Fußnoten

  1. Karabaček, Katalog der Graf’schen Funde. Wien 1883. Nr. 447. 448.
  2. J. Lessing, Mittelalterliche Zeugdrucke im Kunstgewerbemuseum. (Jahrbuch der königl. preuß. Kunstsammlungen. I, 119 fg.)
  3. Trattato della pittura. Rom 1821. – Dasselbe deutsch: Das Buch von der Kunst … übersetzt von A. Ilg. (Quellenschriften f. Kunstgesch. u. Kunsttechnik. I.) Wien 1871.
  4. Über die Anfänge der Formschneidekunst und des Bilddruckes. (Repertorium für Kunstwissenschaft. I, 215 fg.)


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_04.djvu/019&oldid=- (Version vom 1.8.2018)