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Holbein, aus welcher auch die großen Maler dieses Namens hervorgegangen sein sollen (ohne daß hierfür mehr als Mutmaßung vorläge[1]), das Verdienst, die Papierfabrikation in Deutschland in Schwung gebracht zu haben. Ihr wird die Erfindung der Messingsiebformen zugeschrieben, ihrem Beispiel das rasche Entstehen anderer Mühlen in Süd- und Mitteldeutschland: 1347 in Au bei München, 1356 in Leesdorf in Niederösterreich, 1390 in Nürnberg (Ulrich Stromer), 1420 in Liegnitz, 1440 in Basel (Hans Halbysen), 1443 in Bautzen, vor 1450 in Straßburg, 1468 in Augsburg, 1498 vorübergehend in Leipzig durch Dominicus Guthe oder Ponat aus Epinal, mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts in Sachsen und Thüringen (durch die Familien Schaffhirt und Keferstein) u. s. f. In Augsburg wurden 1519 von seiten der Kämmerei an dortige Papiermacher gezahlt für 55 Ries starkes, 14 Ries dünnes Papier und 4 Ries Median 79 Gulden 1 Pfund 15 Schillinge.[2] In England soll der Tradition zufolge John Tate zur Zeit Heinrichs VII. (1485 bis 1509) in Hertford eine Papiermühle besessen haben. Doch scheint Caxton sich noch durchweg fremder Papiere bedient zu haben; von Italien aus wurde wenigstens dorthin Papier ausgeführt.

Als ein Kennzeichen der Provenienz eines alten Papiers kann unter Umständen das Wasserzeichen dienen, doch hat es bei weitem nicht die ihm früher häufig zugeschriebene Bedeutung.

Das Wasserzeichen[3] (engl. watermark, papermark, franz. filigrane, ital. segno di cartiera), die Marke, welche im Büttenpapier sichtbar wird, wenn man es gegen das Licht hält, und welche von einer auf dem Drahtgitter der Form angebrachten Figur herrührt, ist Gegenstand vielfacher Untersuchungen gewesen, welche aber noch wenig positive Resultate ergeben haben. Anfänglich glaubte man, jedes besondere Bild als das Zeichen einer einzelnen Papiermühle oder doch einer einzelnen Stadt, in welcher Papierfabrikation betrieben wurde, ansehen zu dürfen; und obgleich Breitkopf schon vor hundert Jahren aussprach, es sei „aus den Zeichen in den Papieren wohl unsicher auf den Ort der Fabrike zu schließen“[4], hat jene Ansicht sich noch mehr als ein halbes Jahrhundert lang erhalten und zu den irrigsten Schlüssen geführt[5], deren Unhaltbarkeit dann Sotzmann überzeugend darthat.[6] Gegenwärtig dürften die Meinungen dahin übereinstimmen, daß die Wasserzeichen wohl ursprünglich Fabrikmarken gewesen, aber bald Kennzeichen


Fußnoten

  1. „Der Name Holbein war im südlichen Deutschland ziemlich verbreitet, zu Ravensburg kommt er im 14. und 15. Jahrhundert vor, in Basel ist er ebenfalls schon im 14. Jahrhundert zu finden, im 15. tritt er in Kaufbeuren und in Grünstadt an der Hardt auf. Ob und inwieweit die Malerfamilie Holbein mit diesen Familien verwandt ist, läßt sich nicht ermitteln, doch führte Hans Holbein dasselbe Wappen wie die ravensburger und grünstädter Namensgenossen, einen Ochsenkopf.“ Woltmann, Holbein. S. 42.
  2. Stetten, Kunst-, Gewerbs- und Handwerksgeschichte von Augsburg. Augsburg 1779–1788.
  3. Von der sehr umfangreichen Litteratur über die Wasserzeichen des Papiers mögen erwähnt werden: J. G. Breitkopf, Versuch den Ursprung der Spielkarten, die Einführung des Leinenpapiers und den Anfang der Holzschneidekunst in Europa zu erforschen. Leipzig 1784–1801. – S. Denne, Observations on paper marks. (Archaeologia XII.) London 1796. – Jansen, Origine de la gravure en bois et en taille douce. Paris 1808. – Koning, Bijdragen tot de geschiedenis der boekdrukkunst. Harlem 1816. – Haßler, Die älteste Geschichte der Fabrikation des Leinenpapiers. (Verhandl. des Vereins f. Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben. II. Ulm 1844.) – Derselbe (ebend. IV. 1846). – Gutermann, Die älteste Geschichte der Fabrication des Linnenpapiers. (Serapeum 1845. S. 257 fg., 273 fg.) Sotzmann, Über die älteste Papierfabrication. (Serapeum 1846. S. 97 fg., 123 fg.) – Sotheby, Principia typographica, to which is added an attempt to elucidate the character of the paper marks. T. III. London 1858. – La Fons-Melicoq, Noms des diverses sortes de papiers employés au moyen-âge dans le nord de la France etc. (Bulletin du Bouquiniste 1858.) – Vallet-Viriville a. a. O. – Midoux et Matton, Étude sur les filigranes des papiers employés en France au XIV me et XV me siècle, accompagnée de 600 dessins. Paris 1868. – Urbani de Gheltof, Segni di cartiere antiche. Dieci tavole. Venezia 1870. – Hausmann, Albrecht Dürers Kupferstiche, Radirungen, Holzschnitte und Zeichnungen, unter besonderer Berücksichtigung der dazu verwandten Papiere und deren Wasserzeichen. Hannover 1861. – Robinson, A critical account of the drawings by Michel Angelo and Raffaello in the university galleries Oxford. Oxford 1870.
  4. Breitkopf a. a. O. S. 110.
  5. Gutermann und Haßler a. a. O.
  6. Serapeum 1846.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_04.djvu/009&oldid=- (Version vom 1.8.2018)