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im lateranensischen Museum zu Rom hat eine Kapsel mit Rollen neben sich stehen, gewissermaßen eine Handbibliothek. Die mit einem Deckel versehene Kapsel hieß scrinium, woraus unser Schrein geworden ist. Die Ägypter bewahrten Schriftrollen in Krügen auf. Und die Rollenform des Buchs, volumen, kam keineswegs außer Gebrauch, als die Erfindung des Pergaments eine andere, bequemere, ermöglichte; vielmehr hatten die Römer ausnahmsweise auch Pergamentrollen, wie andererseits Papyrus auch in einzelnen Blättern zu einem Buche im jetzigen Sinne, codex, zusammengeheftet wurde. Nur die größere Wohlfeilheit des Stoffs konnte hierzu veranlassen, da demselben ein Hauptvorzug des Pergaments, auf beiden Seiten beschreibbar zu sein, mangelte und er außerdem mit der Zeit bricht und zerbröckelt. Deshalb sind Papyrusbücher wenig erhalten, aber daß man sich des Stoffs noch in späterer Zeit, wenn auch wohl nur ausnahmsweise, bediente, wird z. B. durch den abwechselnd auf Papyrus und Pergament geschriebenen „Codex Augustinus“ aus dem 6. Jahrhundert in Paris, ja selbst noch für das 10. Jahrhundert durch das Breviarium eines Patriarchen von Ravenna in München bewiesen.

Erfunden zu werden brauchte übrigens die Codexform nicht erst. Sie war vorhanden in den Holz- oder Elfenbeintafeln, welche auf einer Seite mit Wachs überzogen waren und deren mehrere miteinander verbunden werden konnten; ja eigentlich schon in den römischen Militärdiplomen aus Erztafeln, welche auf der Innenseite den authentischen Text trugen. (Über den Verbleib des von Montfaucon in „L’Antiquité expliquée“ erwähnten Buchs aus Bleiblättern ist leider nichts bekannt.) Allein der Gebrauch der Erztafeln war naturgemäß ein beschränkter, und die Wachstafeln dienten nur als Notizbücher, zum Concipieren von Schriftstücken, zu Schreibübungen. Das eigens präparierte Wachs behielt eine gewisse Geschmeidigkeit, sodaß die mit dem Metall- oder Elfenbeingriffel eingegrabenen Schriftzüge mit dessen plattem oder abgerundetem obern Ende wieder verwischt, die Oberfläche wieder geglättet werden konnte; und eben deswegen waren diese Tafeln nicht für Schriften geeignet, welche Dauer haben sollten. Als Notiz- und Schultafeln und zur Führung von Rechnungen haben sie sich übrigens bis in das 15. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, in Salzwerken als sogenannte Lehntafeln noch länger erhalten.[1] In diesem Zusammenhang mögen auch die aus


Fußnoten

  1. Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter. Leipzig 1871. S. 61.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_04.djvu/003&oldid=- (Version vom 1.8.2018)