Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 03.djvu/038

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mathias van der Goes von 1482 bis 1492. Etwa 80 Drucke bezeichnen seine sich meist in den Bahnen der Theologie und Scholastik bewegende Thätigkeit. Die größere Bedeutung Dierck Martens, des zweiten Typographen der Stadt, ist bereits oben gewürdigt worden. Die Führerschaft für das 15. Jahrhundert übernahm jedoch Gerard Leeu 1484 bis 1493, der von 1477 an seine Kunst schon in Gouda mit großem Erfolge ausgeübt hatte. Über 130, darunter viele mit Holzschnitten gezierte Werke legen von seiner Thätigkeit zu Antwerpen ein rühmliches Zeugnis ab; besonders erwähnenswert ist die erste niederdeutsche Übersetzung der „Fabeln des Äsop“ von 1485. Gerard Leeu zählte zu denjenigen Männern, die Erasmus von Rotterdam mit seiner Freundschaft beehrte. Die übrigen acht Offizinen bis zum Ausgang des Jahrhunderts sind von geringer Bedeutung, während der Beziehungen Nikolaus Keßlers in Basel zu Antwerpen schon gedacht worden ist.

Um die Reihe der niederländischen Druckstädte des 15. Jahrhunderts zu vervollständigen, mögen hier noch kurz die betreffenden Angaben folgen. Im Jahre 1483 waren es die Städte Culenborg, Haerlem, Gent und Leyden, die sich mit nur wenigen Werken an der Ausübung der neuen Kunst beteiligten. Als ganz unbedeutend dürfen schließlich die Ortschaften Bois-le-duc (1484), Carpen(tras? 1494), Schonhoven (1495), Schiedam (1498) bezeichnet werden.

Englands erster Drucker war William Caxton, geboren um 1421 in London, gestorben 1491. Er ging, nachdem er hier bei einem Wollhändler in der Lehre gewesen war, nach Brügge, damals ein Hauptmarkt für englische Wolle, und wird dort schon 1450 als Kaufmann genannt. Lange Jahre war er hier kaufmännischer Vertreter seiner Landsleute und schloß auch im Auftrage des Königs Eduard IV. einen Handelsvertrag mit Philipp von Burgund ab; er nannte sich im Jahre 1469 selbst: „William Caxton marchant dangleterre maistre et gouverneur des marchans de la nation dangleterre par deca.“[1] Bald darauf trat er in die Dienste der Gemahlin Karls des Kühnen, Margarete von York, Schwester des englischen Königs, die ihn nach seiner eigenen Angabe veranlaßte, die damals sehr beliebten Ritterromane des Hofkaplans Raoul de Fevre: „Recueil des Histoires de Troyes“ ins Englische zu übersetzen. Er fing damit, wie er selbst sagt, am 1. März 1468 (oder vielmehr 1469, da das Jahr damals nicht vor Ostern begann) in Brügge


Fußnoten

  1. Blades, W., The Biography and Typography of William Caxton. Newyork 1882. S. 26–32.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_03.djvu/038&oldid=- (Version vom 1.8.2018)