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erste gemeinschaftlich gedruckte Werk veröffentlichte, außer welchem Panzer nur noch ein zweites verzeichnet. Das Verhältnis zwischen beiden Männern scheint sich also sehr bald gelöst zu haben. Gering wohnte zwar nach wie vor in der „Goldenen Sonne“, druckte aber von 1480 bis 1489 so gut wie gar nichts. Der Grund für diese seine Unthätigkeit war ein allgemeiner und ein persönlicher. Gering hatte bisher ausschließlich lateinische Bücher gedruckt und dem entsprechend auch nur eine für sie eingerichtete Druckerei zur Verfügung. Um jene Zeit aber erwachte die Vorliebe für französische Werke mit solcher Macht, daß sie die Nachfrage nach lateinischen Drucken zunächst ganz in den Hintergrund drängte. Dann aber lähmten die mit dem französischen Thronwechsel (1483) verbundenen politischen Unruhen und Kämpfe, sowie die Ungewißheit über die Stellung des neuen, des Lesens und Schreibens unkundigen Königs Karl VIII. zum Buchdruck und zur Litteratur überhaupt den Unternehmungsgeist und beschränkten die Thätigkeit der pariser Drucker auf ein äußerst geringes Maß. Erst am 21. Oktober 1489 erschien bei Gering wieder ein ansehnlicher Quartband: Holkots „Super sapientiam Salomonis“. Von 1490 bis 1492 druckte der Badenser Georg Wolf für ihn; wenigstens bezeichnet dieser seine Arbeiten als Parisiis ad solem auratum opera M. G. Wolf Badensis impressae.[1] Wolf scheint also kein Gesellschafter Gerings gewesen zu sein, sondern nur in dessen Auftrag und auf dessen Kosten gedruckt zu haben. Erst 1494 associierte sich letzterer mit Berthold Rembolt aus Straßburg, mit welchem er mehr als ein Dutzend Folianten für Geistliche und Juristen druckte, darunter namentlich ein in drei Bänden 1500, 1501 und 1504 ausgegebenes „Corpus juris Canonici cum glossis“. Das letzte Buch, welches sie gemeinschaftlich druckten, trägt das Datum des 8. März 1508; das erste von Rembolt allein ausgegebene „Bruno in Epistolas Pauli“ erschien 1509. Dieser verband sich im Januar 1510 mit Johann Waterloes; sie führten ihr Geschäft im Hause „Der Hahn und die Elster“ fort, das sie in „Goldene Sonne“ umtauften, offenbar, um sich deren Kundschaft zu erhalten.[2]

Bei der Bedeutung des pariser Büchermarkts für die ganze gebildete europäische Welt war eine Konkurrenz natürlich nicht lange ausgeblieben. Schon 1473 errichteten zwei deutsche Studierende, Peter Caesaris (Keysers) und Johann Stoll, im Hause zum „Follis viridis“ (Soufflet vert, Grüner


Fußnoten

  1. Madden a. a. O. S. 244.
  2. Daselbst S. 229.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_03.djvu/019&oldid=- (Version vom 1.8.2018)