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konnte. Italien, das Land des klassischen Altertums und die Wiege der Renaissance, und Rom, der Sitz des Oberhauptes der Christenheit, die Ewige Stadt, die Sehnsucht aller Nordländer, zogen die Jünger der neuen Kunst mit derselben zauberhaften Gewalt an sich, welche sie seit Jahrhunderten schon auf die deutschen Ritter, Geistlichen und Gelehrten ausgeübt hatten. Natürlich standen Rom, Venedig und Mailand in erster Linie, allein auch nach den kleinern Orten der Halbinsel fanden die Schüler Gutenbergs ihren Weg und arbeiteten dort wenigstens vorübergehend. Wer nicht berufen wurde, kam aus freiem Antrieb und half den Bücherdruck bis in die abgelegensten Teile Italiens tragen.

In demselben Jahre (1467), in welchem Schweinheim und Pannartz die erste Ausgabe der Briefe Cicero’s veröffentlichten, trat auch Ulrich Hahn aus Ingolstadt (Udalricus Gallus, Alamanus de Ingolstadt oder de Vienna, wie er sich selbst nennt), zuerst in Rom auf.[1] Er vollendete hier am 31. Dezember 1467 die „Meditationes Joannis de Turrecremata“ in großer gotischer Schrift und versah sie mit 34 Holzschnitten. Hahn druckte in den folgenden Jahren noch verschiedene Werke und schloß später einen Gesellschaftsvertrag mit seinem Schüler und Gehilfen Simon Nikolaus de Lucca. Beide arbeiteten dann eine Zeit lang gemeinschaftlich. Wie lange der Vertrag gedauert hat, das steht nicht fest, doch finden sich datierte Drucke bis 1474. Hahn selbst arbeitete bis 1478; wenigstens gehen seine datierten Drucke nicht über dieses Jahr hinaus. Der gelehrte Campanus, Bischof von Teramo, war sein Gönner und zugleich sein so eifriger Korrektor, daß er sich nur drei Stunden Schlafs gestattete. In der Hahnschen Druckerei würde, wie Campanus in einer Schlußschrift die Römer belehrte, an einem einzigen Tage so viel Lehrstoff fertig gestellt, als in einem ganzen Jahre geschrieben werden könnte.

Auch der Würzburger Georg Lauer wurde 1469 von einem hohen geistlichen Würdenträger, dem Kardinal Caraffa, nach Rom berufen und druckte hier, anfangs im Kloster des heiligen Eusebius, von 1469 bis 1481. Seine erste Arbeit war die lateinische Übersetzung der „Homilien des Chrysostomus“ von Franz Accolti von Arezzo. Im Jahre 1472 verband er sich mit Leopold Pflügel und lieferte in Gemeinschaft mit ihm manches treffliche Werk, trennte sich aber nach Verlauf von kaum zwei Jahren wieder von ihm. Sein letzter datierter Druck stammt aus


Fußnoten

  1. Didot, Firmin, Histoire de la Typographie. Paris 1882. S. 632.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_03.djvu/008&oldid=- (Version vom 1.8.2018)