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Für Passau findet sich zwar bereits 1481 ein Druck: ein „Missale Pataviense“; jedoch kennt man nur ein Fragment, den Sommerteil, welcher den Namen des Druckers nicht nennt. Erst 1482 treten die Namen zweier Druckergenossen auf: Konrad Stahel und Benedikt Mair, von denen ersterer jedoch schon 1484 nach Venedig wanderte und dann 1491 wieder in Brünn thätig war. Mair verband sich dann mit Johann Alkrow, der zwar auch schon 1484 nach Winterberg in Böhmen zog, bald darauf aber nach Passau zurückkehrte und hier noch bis 1492 arbeitete.

Memmingen erhielt im Jahre 1482 die Buchdruckerkunst durch Albert Kunne aus Duderstadt, der von Trient aus dorthin übersiedelte. Während seiner vierzigjährigen Thätigkeit (bis 1519) gingen 60 Werke aus seinen Pressen hervor, welche meistenteils seine Druckerfirma tragen.

München spielt in der Geschichte der Buchdruckerkunst keine bedeutende Rolle. Der erste dortige Druck ist 1482 eine deutsche Ausgabe der „Mirabilia urbis Romae“; Johann Schauer soll sie angeblich mit Günther Zainerschen Typen gedruckt haben. Ihm folgten Johann Schobser, der bereits seit 1488 in Augsburg thätig gewesen war und als bayrischer Hofbuchdrucker nach München berufen wurde (1497 bis 1520) und sein Sohn Andreas (bis 1531); sie druckten vornehmlich deutsche Werke.

Reutlingen ist der Ausgangspunkt einer Reihe berühmter Buchdrucker, wie der Zainer, Othmar, Gryphius u. a. Johann Othmar begann hier seine Laufbahn 1482 und zog, wie schon erwähnt, 1497 nach Tübingen. Ein zweiter Drucker Reutlingens, Michael Greiff, wirkte von 1486 bis 1509. Aus ihren beiderseitigen Pressen sind zusammen etwa 60 Werke philosophischen und theologischen Inhalts hervorgegangen.

Die nächste Stelle nimmt Heidelberg[1] ein. Der erste unzweifelhaft sichere heidelberger Druck sind die „Sermones Hugonis de Prato florido“ von 1485. Derselbe trägt keinen Druckernamen und ist es bis jetzt noch nicht festgestellt, ob das Werk einem der beiden namentlich bekannten Erstlingsdrucker der Stadt, Heinrich Knoblochtzer und Friedrich Misch, zugeschrieben werden darf, denn ersterer war 1485 bis 1488 in Straßburg thätig und kam dann erst nach Heidelberg, letzterer aber nennt sich erst 1488 auf einem Druckwerk. Der von Aloys Schreiber[2] citierten Grabschrift eines angeblichen ersten heidelberger Druckers im Augustinerkloster oder Collegium Sapientiae zu Heidelberg: „Hans


Fußnoten

  1. Zum Gedächtniß der vierten Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst zu Heidelberg. Heidelberg 1840. 4. Abschnitt.
  2. Schreiber, A., Heidelberg und seine Umgebungen. Heidelberg 1811.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/111&oldid=- (Version vom 1.8.2018)