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1530 hatte er Handelsgeschäfte (mit Garn) betrieben; 1541 wurde er als Buchdrucker Bürger. Obgleich ebenfalls sein Leben lang auf die Unterstützung fremder Kapitalisten angewiesen, blieb er doch stets in geordneten Verhältnissen und erfreute sich allgemeiner Achtung. Aus seinem Geschäft entstand das seines Schwiegersohnes, des M. Ernst Vögelin, eines der hervorragendsten und bedeutendsten Buchhändler Leipzigs, von dessen Wirken erst die eigentliche und dauernde Bedeutung Leipzigs als Verlagsstätte datiert.

Vögelin war aus Konstanz gebürtig; geboren 1528 oder 1529, studierte er in Leipzig und erlangte daselbst die Magisterwürde. Im Jahre 1557 heiratete er Anna, eine Tochter Valentin Bapsts, und wurde 1559 Bürger. Die Druckerei seines Schwiegervaters wurde nach dessen Tode unter die Erben verteilt, während die Buchhandlung zunächst von Vögelin für gemeinschaftliche Rechnung verwaltet worden zu sein scheint. Einen Teil der Schriften erhielt die Witwe oder deren andere Tochter, die Frau des leipziger Stadtschreibers Johann Krauß. Seinen Schwägern, M. Melchior und Georg Bapst, kaufte Vögelin erst 1574 und 1576 ihren Anteil an dem Geschäft ab und ließ nun diejenigen Bapstschen Schriften, welche er nicht mehr gebrauchen wollte, durch den in seiner Druckerei beschäftigten ausgezeichneten Schriftgießer Thomas Wilhelm umgießen. Er brachte seine Druckerei auf eine solche Höhe, daß er später als der sächsische Aldus bezeichnet wurde. Korrektheit, Schönheit der Schrift und des Drucks, Güte des Papiers, das er von Messe zu Messe von Frankfurt a. M. bezog, zeichnen seine Drucke aus. Seine Verlagsthätigkeit war sehr bedeutend und unter seinen Autoren steht obenan Joachim Camerarius. Ihm reihen sich an: der Philolog Greg. Bersmann, Matthäus Dresser, Basilius Faber (mit dem „Thesaurus eruditionis scholasticae“ und andern Werken), Georg Fabricius, Nikol. Reusner, Victorin Strigel u. a. Vögelins Verlag umfaßte größtenteils theologische und philosophische Werke und gangbarere Schulbücher. Nach Falkenstein soll er von 1559 bis 1578 gedruckt haben. In Schwetschke’s „Codex nundinarius“ findet sich sein Name von 1568 bis 1576 und dann noch einmal, mit einem Werke, 1582. (Es ist zu bemerken, daß der erste Meßkatalog nach der Herbstmesse 1564 erschien und daß die Namen der Verleger allgemein erst von 1568 an genannt werden.) Neben seiner bedeutenden Druckerei besaß er Grundstücke in und bei

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/091&oldid=- (Version vom 1.8.2018)