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Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg von Johann Schüßler fünf Druckerpressen mit allem Zubehör für den Preis von 73 Gulden. Der gelehrte Abt Melchior de Stainheim, Stamphain oder Stanham legte damit eine die Interessen der Wissenschaft und des Klosters zugleich fördernde Druckerei an.[1] Das interessanteste Moment aus der Geschichte dieser Klosteroffizin ist eine von Denis aufgefundene Bücheranzeige, die zum Ankauf des im Kloster gedruckten vierbändigen „Speculum historiale“ von 1474 auffordert. Nach dem schon im Jahre 1474 erfolgten Tode des Abtes Melchior scheint übrigens diese Druckerei nicht lange mehr bestanden zu haben, wie man denn überhaupt nur etwa sechs aus ihr hervorgegangene Werke kennt. Aber selbst von diesen sind einige mit Schriftcharakteren anderer augsburger Drucker, z. B. Bämlers, Sorgs, gedruckt, sodaß die Leistungen des Klosters weniger beträchtlich sind, als man oft anzunehmen geneigt ist. Ebenso unbedeutend ist die Thätigkeit des Buchdruckers Christmann Heyny von 1471 bis 1481, von dem man nur ein paar, mit Günther Zainers fetter Typengattung gedruckte Werke kennt. Die Schrift muß also offenbar von diesem nur entliehen gewesen sein; denn von einem Kauf kann nicht die Rede sein, da Zainer gleichzeitig und nachher dieselben Typen weiter benutzte.

Ein viel bedeutenderer Drucker war dagegen der schon mehrfach erwähnte Johann Bämler, 1472 bis 1495. Eine in der Bibliothek zu Wolfenbüttel bewahrte deutsche Bibel trägt am Ende des Psalteriums die Notiz: „explicit Psalterium. Bamler 1466“. Man hat infolge dessen früher Bämler für den ersten Drucker Augsburgs gehalten; allein schon Panzer hat nachgewiesen[2] , das die betreffende Bibel keine andere als die erste deutsche Eggesteinsche sei. Die Notiz stammt also einfach aus der Zeit her, in welcher Bämler noch seinem frühern Beruf als Schreiber und Rubrikator nachging. Sein erster Druck gehört erst dem Jahre 1472, sein letzter 1492 an. Bämlers Hauptverdienst ist seine Pflege der deutschen Sprache und Litteratur; wenige seiner Zeitgenossen sind ihm darin gleichgekommen. Von seinen Leistungen geben etwa 60 größere und kleinere Werke der Nachwelt Kenntnis.

Ihm folgt zunächst Anton Sorg 1475 bis 1493, einer der produktivsten Drucker Augsburgs, von dem das erste gedruckte Wappenbuch (1483): „Conciliumbuch geschehen zu Constanz“ herrührt; es veranschaulicht in seinen 1200 Holzschnitten bildlich 1156 Wappen aller im Jahre 1414


Fußnoten

  1. Zapf, G. W., Augsburgs Buchdruckergeschichte. Augsburg 1786. I, S. XII; II, S. VII.
  2. Panzer, G. W., Beschreibung der ältesten Augsburger Ausgaben der Bibel. S. 1–11.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/064&oldid=- (Version vom 1.8.2018)