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Gutenbergschen Geschäftsverbindung mit Fust nach Basel zog, sei es, daß ihn die Gründung der Universität 1460 dahin lockte, oder sei es endlich, daß er nach der Plünderung von Mainz 1462, dem Beispiel vieler andern folgend, seine Schritte in die Fremde lenkte und in Basel blieb: genug, Ruppel tritt schon gegen Ende der sechziger Jahre hier auf, wenn er auch das Bürgerrecht erst am 14. Februar 1477 nach einem mehrjährigen Aufenthalt erwarb. Bereits im „Repertorium Vocabulorum exquisitorum“ des Conradus de Mure (etwa 1466 veröffentlicht) wird der ehrenwerte „Bertoldus in Basilea“ als Drucker bezeichnet. Einen andern Berthold, der Drucker war, gab es aber damals dort nicht (Bertoldus nitide hunc impresserat in Basilea). Dieses Werk, das einzige, welches Bertholds Namen aufweist, bildet einen kleinen Folianten von 147 Blättern zu 36 Zeilen und ist ohne jede Blattbezeichnung gedruckt. Mit gleichen Typen hergestellt, und deshalb als Berthold Ruppels Druck zu betrachten, sind Gregors des Großen schon erwähnte „Moralia seu Expositio in Jobum“. Sie enthalten 421 zweispaltige Großfolioblätter zu 48 Zeilen; Blattbezeichnungen fehlen ebenfalls. Die unvollkommene Technik des Drucks läßt dieses Werk als älter erscheinen, als das „Vocabularium“. Die Klemmsche Sammlung enthält (Nr. 423) ein Exemplar dieser Ausgabe, welcher ein Verzeichnis der Druckfehler, das erste bekannte Sündenbekenntnis dieser Art, aufweist. Darf man schon Zweifel hegen, daß ein so umfangreiches Werk, wie das eben beschriebene, als erstes Druckwerk eines Typographen erschienen sein soll, so muß sich ein solcher Zweifel durch das Vorhandensein dieses Druckfehlerverzeichnisses noch verstärken; es zeigt sich in dieser Beigabe das Streben nach technischer Vervollkommnung. Um so mehr hat man Grund zu der Annahme, daß noch frühere Drucke Berthold Ruppels existiert haben und entweder verschwunden sind oder unerkannt in den Bibliotheken ruhen. Ohnehin führen die Bibliographen, wenn auch in sehr unsichern Angaben, noch fünf andere Druckwerke ohne Firma und Jahreszahl an, welche den Typen nach ebenfalls Ruppelsche Erzeugnisse sein sollen. Aber auch diese Werke würden bei weitem noch nicht hinreichen, Ruppels langjährige Thätigkeit auszufüllen, welcher, wie aus dem baseler Fertigungsbuch zu ersehen ist, mit seiner Frau Magdalena, geb. Meyger, im Mai 1482 sein Testament machte und im Jahre 1490 erneuerte. Nimmt man auch an, daß Ruppel seinen Lebensabend als vermögender Mann in Muße verbracht

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/047&oldid=- (Version vom 1.8.2018)