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jungen Kunst und für einen bedeutenden Verlagshandel bildeten. An einer der vorteilhaftesten Stellen des größten schiffbaren Flusses im damals civilisierten Europa gelegen, nach Norden hin Deutschland, nach Südwesten hin Frankreich und nach Süden hin die Schweiz kaufmännisch beherrschend und ausbeutend, bildete Basel die natürliche Brücke für drei Kulturländer und behauptete zugleich eine hervorragende politische Stellung in den damaligen Welthändeln. Wenn nun einerseits der Großhandel Basels von einem ungewöhnlichen Unternehmungsgeist getragen wurde und reiche Schätze schuf, so äußerte sich andererseits in den wohlhabenden und unabhängigen Bürgern auch ein reger künstlerischer und wissenschaftlicher Sinn, welch letzterer 1460 in der Gründung der Universität seinen Ausdruck fand. Begrüßten nun Gelehrte und Studenten die neue Kunst als Förderin der Wissenschaft und als die von der Abhängigkeit von Handschriften und sonstigen Unzulänglichkeiten befreiende Macht, so erkannten die dortigen Großhändler mit dem ihnen eigenen Scharfblick die großen geschäftlichen Vorteile, welche ihnen eine im großen geübte Ausbeutung der Druckerkunst gewähren mußte. Diese zwei mächtigen, wenn nicht mächtigsten Klassen der Stadt verfolgten von Anfang an also gemeinschaftlich dasselbe Ziel, indem sie ihr Geld und ihr Wissen zusammenthaten, um den Bücherdruck und den Verlagshandel zu einem einträglichen Geschäft zu machen. Natürlich zog nun dieser wieder junge Gelehrte an, welche kaum in irgend welchem unmittelbaren Verhältnis zur Universität standen, allein in diesen Kreisen Vorschub fanden und zu Bedeutung gelangten. Während in andern Teilen Deutschlands anfänglich höchstens Einzelne schüchterne Versuche wagten und in der Regel erst die nur allmählich sich einstellende Konkurrenz an einem Orte mehrere, meist nur ärmliche Geschäfte entstehen ließ, arbeitete in Basel von vornherein das mit der Gelehrsamkeit vergesellschaftete große Kapital und verstand es durch diesen großhändlerischen Betrieb, die neue Kunst geschäftlich in ausgiebigster Weise zu verwerten. In keiner andern Stadt Deutschlands bot sich deshalb dem Buchdruck und Buchhandel ein so günstiger Boden als in Basel. Als es (1501) vom Reiche abfiel, wurde es ein kosmopolitischer Mittelpunkt, der über manche nationale Schranken und Vorurteile hinausragte. Um jene Zeit waren in Basel an 20 bedeutende Druckereien vollauf beschäftigt. In den drei Jahrzehnten von 1470 bis 1480, 1490 und 1500 werden in den baseler Steuerlisten je 26, 12

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/045&oldid=- (Version vom 1.8.2018)