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dreihundertundfünfzigjährigen Bestehens in jenem Hause beging. Der Stammhalter, Johann Gymnicus I., wirkte von 1516 bis 1544; ihm folgten seine Söhne Martin und Johann II., sowie des letztern Sohn Johann III. bis 1596. Diesen vier Gymnichs schlossen sich durch Verheiratung und Verschwägerung im 17. Jahrhundert die Familien Hierat und Knick an. Heinrich Rommerskirchen I., Christian und Johann Heinrich Simonis, Johann Wilhelm Krakamp und Heinrich Joseph Simonis besaßen die Firma im Laufe des 18. Jahrhunderts. Nachdem verschiedene Rommerskirchen (zuletzt Peter Heinrich) bis 1868 ihre Eigentümer gewesen waren, übertrug der letztgenannte das Geschäft auf den jetzigen Inhaber, Julius Mellinghaus. Von seinen Vorgängern seien hier namentlich hervorgehoben Anton Hierat (gestorben 1627), ein Verleger im großen Stil, welcher in verhältnismäßig kurzer Zeit zahlreiche und wertvolle Werke, darunter große Folianten – namentlich auf dem Gebiete der katholischen Theologie – herausgab. Büllingen verzeichnet 250 Verlagsartikel von ihm; sie zeichnen sich durch schöne Lettern und gutes Papier aus. Sein bedeutendstes Verlagswerk bildet jedenfalls der letzte Band von Georg Brauns großem Städtebuch, ein Werk, welches später von den Merianschen Topographien stark ausgebeutet und benutzt wurde. Seine beiden Söhne (bis 1641) wirkten im Geiste des Vaters fort und veröffentlichten binnen zwei Jahren das „Magnum Theatrum Vitae Humanae“ in acht großen Foliobänden. Johann Kinck besaß dann die Firma bis zu seinem 1656 erfolgten Tode. Die Zahl seiner (meist jesuitisch-theologischen) Verlagsartikel ist so groß, daß sie weder von einem frühern noch spätern kölner Verleger erreicht wird. Büllingen macht über 650 von ihm veröffentlichte Bücher namhaft. Überhaupt waren alle Besitzer der jetzt Rommerskirchenschen Buchhandlung tüchtige Männer, welche sich nicht weniger durch Leistungen in ihrem Berufe als durch eine geachtete Stellung im bürgerlichen Leben auszeichneten.[1]

In dieser Druckergeschichte Kölns ist der später berühmt gewordene englische erste Drucker William Caxton übergangen, nicht, weil er, wie neuerdings vielfach behauptet wird, seine Ausbildung als Drucker in den Niederlanden erhielt, sondern weil er durch seine Thätigkeit nach England gehört. Dort wird der Ort sein, den Nachweis dafür zu führen, daß Caxton die Kunst in Köln erlernt und auch hier wenigstens zwei Bücher gedruckt hat.


Fußnoten

  1. Merlo, J. J., Die Buchhandlungen und Buchdruckereien „Zum Einhorn“ vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Köln 1879, ein Büchlein, welches an innerm Wert die gewöhnlichen Jubiläumsschriften hoch überragt und bei der obigen Darstellung besonders für die Bezeichung der betreffenden Örtlichkeiten gedient hat.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/043&oldid=- (Version vom 1.8.2018)