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1501; er gehört zu den Buchdruckern und Buchhändlern, welche in diesem Jahre die Hilfe des Papstes gegen die Censurvorschriften des erzbischöflichen Offizials anriefen. Cornelius von Zyrichzee, aus der Stadt Zirikzee in Seeland, druckte von 1489 bis 1517 und wohnte in dem jetzt mit Nr. 2 bezeichneten Hause in der Stockgasse. Johann von Landen erscheint von 1496 bis 1521. Bis 1507 befand sich seine Druckerei in der Straße „Unter sechzehn Häusern“ (korrumpiert in die heutige Straße „Sachsenhausen“), im letztgenannten Jahre aber zog er in das der Artistenfakultät der Universität gehörige Haus „Zur rothen Pforte“ in der Gereonsstraße. Hermann Bongart aus Kettwig a. d. Ruhr druckte von 1493 bis 1521 religiöse, kirchliche und liturgische Bücher in dem Hause „Zum wilden Mann“ (jetzt Nr. 43) auf dem Altenmarkt.[1]

Martin von Werden scheint Schriften und Inventar der Druckerei „Bei den Predigern“ käuflich erworben und letztere erst hinter die Minoriten (Retro Minores), dann 1504 nach der Bürgerstraße (Platea civica) verlegt zu haben, wo er wenigstens von dieser Zeit an arbeitete, während die Thätigkeit jener ganz erlosch. Eine Druckerfirma Helisabet vidua lieferte 1518 bis 1519 zwei Werke. Panzer hält sie für die Witwe Heinrich Quentels; da aber dessen Geschäftsnachfolger seine Kinder waren, seine Druckerei sich auch „auf dem Domhofe“ (da, wo bis jetzt das Domhotel stand) befand, während als Wohnung der Witwe Elisabeth die Platea civica angegeben ist, so ist anzunehmen, daß sie die Witwe Martins von Werden war und dessen Druckerei nach seinem Tode noch kurze Zeit fortsetzte. Die Thätigkeit des auf dem Eigelstein wohnhaften Heinrich von Neuß, 1500 bis 1521, in dessen Besitz ein Teil der Typen und Holzschnitte von Johann Koelhoff jun. gelangte, zeichnete sich besonders durch seine zahlreichen deutschen Drucke aus; es erschienen bei ihm wohl ein Dutzend Heiligenlegenden und andere erzählende Gedichte, die für die Geschichte der deutschen Litteratur und Sprache ein noch nicht hinreichend gewürdigtes Interesse bieten. Heinrich von Neuß ist auch der Drucker der Pfefferkornschen, gegen Reuchlin gerichteten Schriften.

Mit dem zweiten Decennium des 16. Jahrhunderts beginnen auch in Köln, trotz der hier für die Entwickelung einer freiern geistigen Regsamkeit wenig günstigen Verhältnisse, die ersten größern Verlagsbuchhändler eine erfolgreiche Thätigkeit. Wie bereits erwähnt, war die von der Universität beeinflußte geistige Richtung Kölns von jeher eine streng


Fußnoten

  1. Ennen, L., Geschichte der Stadt Köln. Köln und Neuß 1869. III, 1041–1043.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/035&oldid=- (Version vom 1.8.2018)