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Adolf Rusch von Ingweiler heiratete, wie bereits bemerkt, Mentels Tochter Salome und wurde Teilhaber des Mentelschen Geschäfts, nachdem er vorher Gehülfe in demselben gewesen war. Nach seines Schwiegervaters Tode übernahm er 1478 die Offizin selbständig. Seit nicht allzu langer Zeit kennt man erst die genauern Daten über Ruschs Thätigkeit als Buchdrucker. Einem lateinischen Lobgedicht seines gelehrten westfälischen Zeitgenossen Rudolf von Langen, welches 1486 zu Münster gedruckt erschien[1] , verdankt man die Kenntnis, daß die große vierbändige „Biblia latina cum glossa ordinaria Walafridi Strabonis et interlineari Anselmi Laudunensis“ von Rusch für Anton Koberger gedruckt worden ist. Dieses immensum opus – wie Langen selbst es nennt – ist ein bewundernswertes Denkmal der Ausdauer und Geschicklichkeit ihres kunstverständigen Schöpfers. Zum Druck dieser glossierten Bibel wurden viererlei Typen benutzt: 1) die Textschrift, 2) die kleinere Glossenschrift, 3) die noch kleinere Interlinear-Glossenschrift und 4) die Missaltype für einzelne Worte, Überschriften und die ersten Zeilen des Textes von jedem Kapitel. Diesen umgibt auf jeder Seite die Glosse, während zwischen seine Zeilen die Interlinearglosse des Anselm von Laon eingeschoben ist. Ruschs Persönlichkeit bietet für die Geschichte des Buchhandels jener Zeit ein mehr als gewöhnliches Interesse. Wie für Koberger, so übernahm er auch Aufträge von andern Verlegern. Wenn seine eigenen Pressen nicht ausreichten, so gab er den kleinen straßburger Druckern Arbeit; man kennt überhaupt bis jetzt nur wenig Drucke, welche man mit Bestimmtheit als die seinigen bezeichnen kann. In der baseler Bibliothek haben sich jüngst noch acht Briefe vorgefunden, welche Rusch an Johann Amerbach gerichtet und welche C. Schmidt zuerst veröffentlicht hat.[2] Wenn auch in möglichst schlechtem Latein geschrieben, so enthalten sie doch einen höchst interessanten Beitrag zur Kenntnis des Geschäftsverkehrs der damaligen Buchdrucker und Buchhändler, zumal sie einem so entlegenen Zeitraum, wie dem von 1480 bis 1485 angehören.

Rusch machte zugleich bedeutende Geschäfte in Papier und lieferte solches häufig an Amerbach und andere Drucker. Er war gewohnt, wenn er Bücher für seinen Handel kaufte, dieselben mit Papier zu bezahlen, derart, daß er zwei Ballen weißes für einen Ballen bedrucktes lieferte. Einstmals hatte er bei Jakob von Pforzheim eine ähnliche Bestellung gemacht. Dieser antwortete ihm aber, er habe sich mit Papier genügend


Fußnoten

  1. Serapeum. Jahrgang 1852, S. 137, und Jahrgang 1853. S. 236 in den Aufsätzen von Strampff, der auch das Gedicht mitteilt, welches später C. Schmidt in seinem bereits vielfach angeführten Werke S. 160 abdruckt.
  2. Schmidt, C., a. a. O. S. 100–105; 152–159.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/023&oldid=- (Version vom 1.8.2018)