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unter dem Titel „Ars praedicatoria“, in des Vincentius Bellovacensis „Speculum historiale“ aus dem Jahre 1473 und dem „Speculum morale“ von 1476; seine übrigen Verlagsartikel mußte man erst nach diesen Verzeichnissen oder durch Vergleichung der Schriftgattungen herausfinden. Erst seit 1466 treten einige Daten für die Bestimmung der Drucke Mentels auf, welche ebenso sicher sind, als ob er sie selbst angegeben hätte. So bemerkt ein Schönschreiber zu einer lateinischen Bibel Mentels, daß dieser sie 1466 gedruckt habe. Die Jahreszahl 1466, ohne den Namen des Druckers, findet sich ferner in einer „Summa“ des Thomas von Aquino, welche, wie anderweit nachgewiesen, von Mentel gedruckt ist.

Es ist eine erstaunliche Anzahl von Folianten, welche er herausgegeben hat, indessen läßt sich ihre genaue Ziffer nicht bestimmen. Madden nimmt 21 unzweifelhafte Drucke Mentels an, zusammen 41 Bände, darunter 37 in Großfolio. Nach dieser Rechnung hätte er durchschnittlich drei Bände jährlich innerhalb seiner, wie unzweifelhaft feststeht, fast vierzehnjährigen Druckerthätigkeit (1465 bis 1478) geliefert. Nimmt man aber mit Schmidt an, daß Mentel höchst wahrscheinlich schon vor 1465 angefangen zu drucken, so würde sich die Zahl seiner Ausgaben und die jährliche Durchschnittsleistung nach diesem Kenner etwas niedriger stellen.[1] Von seinen Hauptwerken muß hier in erster Linie seine deutsche Bibel (um 1466), die zweite in der Reihe der deutschen Bibeln, genannt werden. Sie zählt 405 Blätter in zweispaltigem Druck mit 61 Zeilen auf der Seite. Der Käufer eines in München bewahrten Exemplars hat das Datum, den 27. Juni 1466, seinen Namen, Hector Mulich, und glücklicherweise auch den stattlichen Preis, 12 Gulden für ein ungebundenes Exemplar, hineingeschrieben; sonst trägt sie weder Mentels Firma, noch Datierung. Seine Druckerei hatte er in einem „Zum Tiergarten“ genannten Hause in der Nähe des Fronhofs, bewohnte aber das Haus „Zum Dorn“ in der Dornengasse. Er gelangte zu großem Wohlstande und wurde einer der reichsten Bürger Straßburgs. Kaiser Friedrich III. gestattete ihm, als Wappen den Löwen des schlettstadter Wappenschildes anzunehmen, mit dem einzigen Unterschied, daß die Farben umgekehrt wurden. Der große Verleger starb am 12. Dezember 1478. Seine beiden Töchter aus erster Ehe wurden die Gattinnen zweier anderer namhafter straßburger Buchdrucker: des Adolf Rusch und Martin Schott.


Fußnoten

  1. Madden a. a. O. IV, 40–122. Schmidt, C., a. a. O. S. 90–94.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/020&oldid=- (Version vom 1.8.2018)