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durch die Presse in alle Welt dringt; es ist ein gewaltiger Unterschied, ob in ein paar Dutzend Welt- und Handelsstädten, Klöstern und Universitäten einige tausend Schreiber arbeiten, oder ob diese örtliche handwerksmäßige Gebundenheit durch eine universale, bis ans Ende der Welt dringende, ungebundene Kunst millionenfach gesteigert und überflügelt wird. Hing bis zum Ausgang des Mittelalters die litterarische Produktion und ihre Verbreitung mehr von Laune und Zufall ab, so schufen Buchdruck und Buchhandel in verhältnismäßig kurzer Zeit wie auf Verabredung eine methodische Verteilung und Solidarität der geistigen Arbeit, einen täglich wachsenden Grundstock von Bildung und zogen allmählich alle Gebiete des Wissens in den Kreis des geistigen Verkehrs. Gerade die Einfachheit der Erfindung beweist ihre Größe, denn das Einfachste ist immer das Größte und Schwerste. Gutenberg bezeichnet deshalb durch massenhafte Herstellung und Vertrieb von Büchern eine noch viel tiefer einschneidende Revolution in der Entwickelungsgeschichte der Menschheit, als sie der heutige Dampfer oder die moderne Lokomotive im Verhältnis zum Ruderboot, oder zum homerischen Fuhrmann, oder selbst zum schnellsten Roß des Ritters bewirkt haben. Die Presse läßt sich überhaupt den Vervielfältigungsmitteln früherer Perioden nur entgegenstellen, nicht damit vergleichen. Man darf von der Ähnlichkeit mancher äußern Erscheinung nicht auf die Übereinstimmung und Gleichheit der Voraussetzungen schließen, welche den alten und mittelalterlichen Handschriftenhandel beherrscht haben und den modernen Buchhandel beherrschen. Die diesem voraufgegangene Epoche hatte nur Surrogate für den Buchdruck und Buchhandel.

Gutenberg und seine ersten Schüler lehnten sich natürlich an den herrschenden Geschmack und das einzige für sie maßgebende Vorbild an, indem sie in ihren Hauptdrucken die bessern Handschriften so täuschend als möglich nachahmten. In ihnen war die sogenannte Missal- (große gotische) Type fast ausschließlich vorherrschend, weil Priester und Laien aller Länder seit Hunderten von Jahren an die mit dieser Schrift geschriebenen Bibeln, Glossarien, Postillen und Meßbücher gewöhnt waren. Das Format war bei Bibeln, Kirchenvätern und theologischen Schriften meistenteils groß Folio (Regal), weil man auch in der äußern Erscheinung die Größe des Autors anzudeuten suchte. Diese Vorbilder suchte die neue Kunst nicht bloß zu erreichen, sondern durch ebenso gute,

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 056. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_01.djvu/056&oldid=- (Version vom 1.8.2018)