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fromme Maria zu loben, Gott sei Dank!“ Obgleich sich Gutenberg nicht nennt, so hält man es doch für keinem Zweifel unterworfen, daß er der Drucker war, denn man weiß von keiner andern Druckerei, welche 1460 noch außer der Fust und Schöfferschen bestanden hat. Diese hatte auch keine der im „Catholicon“ verwandten Typen, dagegen stimmen die letztern, wie bemerkt, genau mit denen des „Vocabularium teutonicum“ überein, welches laut Schlußschrift die beiden Brüder Heinrich und Nikolaus Bechtermünze 1467 in Eltville gedruckt haben. Ihnen, seinen Verwandten, soll nämlich Gutenberg den Gebrauch seiner 1465 nach diesem Orte verlegten Druckerei überlassen, er selbst aber wahrscheinlich seinen Namen deshalb nicht unterzeichnet haben, weil er noch Schulden hatte und sich einer Beschlagnahme seiner Preßerzeugnisse nicht aussetzen wollte.

Gleich in ihren ersten Leistungen tritt übrigens die junge Kunst in mustergültiger Abrundung, Reife und Vollendung auf. Was auch spätere Übung und Erfahrung in untergeordneten Einzelheiten an Typen, Pressen und Schwärze geändert haben mögen, im Verhältnis zum Ganzen sind alle diese Verbesserungen nur unbedeutende. Der bleierne Buchstabe ist noch heute derselbe, wie vor mehr als vierhundert Jahren in den Typen Gutenbergs. In den allerersten Drucken war die Justierung der Schrift ungenügend gewesen, sodaß dieselbe uneben und unrein aussah. Dieser Fehler verschwindet aber schon nach ein paar Jahren. Wenn es auch keines Beweises dafür bedurft hätte, daß schon in den ersten Jahrzehnten nach Erfindung der Kunst, ja von Anfang an nicht mit Holzbuchstaben, sondern mit bleiernen Typen gedruckt wurde, so liefert ihn der wichtige Fund des Bibliographen J. P. A. Madden in Johann Niders „Tractatus de morali lepra“, welcher von Konrad Winters aus Homberg zwischen 1476 und 1482 in Köln gedruckt wurde. Madden entdeckte nämlich auf einer Seite dieses Werkes den Abdruck einer ausgefallenen Metalltype mit der Signatur (Einschnitt an der Vorderseite des Kegels) für den Griff des Schriftsetzers, ganz wie dieser sich heute noch unverändert im täglichen Gebrauch findet.[1]

Das Psalterium von 1457 wird in vornehmer Würde und Schönheit kaum von den vorzüglichsten typographischen Erzeugnissen der Gegenwart übertroffen. Wenn bei den gewaltigen Fortschritten, welche die Technik und der Dampf in unsern Tagen bewirkt haben, auch die heutige


Fußnoten

  1. Madden a. a. O. IV. Serie. Paris 1878. S. 231.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 051. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_01.djvu/051&oldid=- (Version vom 1.8.2018)