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Kirchhoff in Leipzig und Dr. Gustav Schwetschke in Halle bestanden; sie ergänzte sich aber nunmehr auf Grund des ihr zugestandenen Kooptationsrechts durch zwei weitere Mitglieder: Geh. Hofrat Dr. Gustav Freytag, damals in Siebleben bei Gotha, und Geh. Hofrat Professor Dr. Fr. Zarncke in Leipzig. Im Verlauf der Jahre unterlag dieser Mitgliederbestand verschiedenen Wandlungen. Zuerst wurde Eduard Frommann in Jena der Kommission durch den Tod entrissen; sein Nachfolger, Adolf Enslin in Berlin, der als früherer Vorsteher des Börsenvereins das Unternehmen auf das sympathischste erfaßt und gefördert hatte, folgte ihm schnell, noch ehe er eine Wirksamkeit zu entfalten vermochte. Fast gleichzeitig starb auch Dr. Gust. Schwetschke. Ihre Stellen wurden durch Otto Harrassowitz in Leipzig und August Schürmann in Halle ausgefüllt. Schließlich mußte im Jahre 1885 Dr. Oskar Hase infolge seiner Wahl in den Börsenvereinsvorstand den Statuten gemäß ausscheiden. An seiner Statt wurde Wilhelm Hertz in Berlin kooptiert, der schon seiner Zeit als treuer Freund und Genosse Enslins im Vorstande den regsten Anteil an der Begründung des Unternehmens genommen hatte.

So war die Kommission denn im Juli 1877 in der Lage, einen öffentlichen Aufruf an alle deutschen Gelehrten und Schriftsteller, deren Studienrichtung die zu lösende Aufgabe nahelag, zu richten, sich wegen Übernahme eines die Geschichte des Deutschen Buchhandels von Erfindung der Buchdruckerkunst an bis zur neuesten Zeit umfassenden Werkes, oder einer Beteiligung an demselben, mit der Historischen Kommission in Verbindung zu setzen. Das Werk sollte auf wissenschaftlicher Forschung beruhen und die Ergebnisse derselben in einer gemeinverständlichen und übersichtlichen Darstellung geben. Der Inhalt wurde im allgemeinen dahin umgrenzt, daß das Druckereigeschäft nur nebensächlich erwähnt, Litteratur- und Kulturgeschichte in den Rahmen der Darstellung gezogen, ihr Einfluß auf das buchhändlerische Gewerbe, und umgekehrt die Förderung oder Schädigung der Litteratur durch den Buchhandel eingehend geschildert werden sollten. Als Hauptaufgabe des Werkes wurde indessen betont, daß dasselbe „den Charakter des Büchermarktes historisch zu verfolgen und die Geschichte des Geschäftsbetriebes in ihrer allmählichen Entwickelung festzustellen habe“. Der Buchhandel im Altertum und Mittelalter, die ganze Zeit vor Erfindung der Buchdruckerkunst, sollte nur in der Einleitung in großen Zügen behandelt werden.

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Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_00.djvu/006&oldid=- (Version vom 1.8.2018)